Schulminister auf Öffnungskurs - Abitur findet statt Von Basil Wegener und Jörg Ratzsch, dpa

Über Stunden berieten die Kultusminister die Corona-Lage. Schon
vorher verkündeten einige Länder Einschränkungen im Schulbetrieb.
Grundsätzlich sind die Schulminister aber auf einem Öffnungskurs.

Berlin (dpa) - Die Abiturientinnen und Abiturienten in Deutschland
sollen ihre Prüfungen in diesem Jahr trotz Corona-Pandemie ablegen.
Die Kultusministerinnen und Kultusminister lassen die
Abschlussprüfungen im Schuljahr 2020/2021 durchführen, wie die
Kultusministerkonferenz nach einer Mitteilung vom Donnerstag
beschlossen hat. Insgesamt legten sich die Kultusminister
grundsätzlich auf einen Öffnungskurs fest. Gleichzeitig verzichteten
die Länder auf einheitliche Schritte. Mehrere Länder hatten schon
angekündigt, dass die meisten Schülerinnen und Schüler nach den
Osterferien mit Homeschooling unterrichtet werden.

«Als Kultusministerinnen und Kultusminister sehen wir es als unsere
Aufgabe, Kindern und Jugendlichen eine Stimme zu geben und uns dafür
einzusetzen, ihnen - soweit es geht - ihre Lebenswelt zurückzugeben»,
beschlossen die Minister nach stundenlangen Beratungen. Die Länder
wollen begleitet durch eine umfassende Test- und Impfstrategie so
viel Präsenzunterricht wie möglich anbieten, «im modifizierten
Regelbetrieb oder im Wechselmodell». Vor allem Abschlussklassen
hätten Vorrang beim Präsenzunterricht.

Die Testmöglichkeiten sollten so ausgebaut werden, dass allen
Schülerinnen und Schülern sowie den Lehrkräften und sonstigen an
Schule Beschäftigten zweimal wöchentlich die Möglichkeit für einen

Selbsttest angeboten werden kann. Auch künftig müssten die
Hygieneregeln strikt eingehalten werden. Allen Beschäftigten an
Schulen mit Schülerkontakt solle ein früher Impftermin angeboten
werden. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, die
Brandenburger Ressortchefin Britta Ernst (SPD), sagte: «Die
Bildungspolitik steht auch in dieser schwierigen Phase der
Corona-Epidemie in der Verantwortung, Kindern und Jugendlichen den
Zugang zu Bildung und Unterricht zu gewährleisten.»

Der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Udo Beckmann,
sagte: «Obgleich auch in der Politik die einsichtigen Stimmen zuletzt
lauter wurden, dass es für Schule endlich verbindliche,
bundeseinheitliche, evidenz- und indikatorbasierte Regelungen
braucht, liefert das Ergebnis der Kultusministerkonferenz wieder
einmal das Gegenteil.» Es herrsche Wildwuchs. Der CDU-Vorsitzende und
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte sich für eine bundesweit
einheitliche Regelung ausgesprochen, wie es für die Schulen in der
Pandemie nach den Osterferien weitergeht.

In Nordrhein-Westfalen wird mit Ausnahme der Abschlussklassen ab
Montag Distanzunterricht für alle anderen Schüler stattfinden, wie
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekanntgab. Für die Schüler der
Abschlussklassen soll es in Nordrhein-Westfalen auch nach den
Osterferien Präsenzunterricht in den Klassenräumen geben. Für die
übrigen Jahrgänge gelte der Distanzunterricht vorerst nur eine Woche
lang bis zum 16. April.

Gebauer sagte, Mediziner hätten im Rahmen der Kultusministerkonferenz
bestätigt, dass das Infektionsgeschehen bei Kinder und Jugendlichen
zunehme. «Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie», sagte Gebauer
zugleich. Laut Lageberichten des Robert Koch-Instituts der
vergangenen Wochen spielen die Schulen eine wachsende Rolle bei der
Viruszirkulation in Deutschland. Auch in den Kitas infizierten sich
viele Minderjährige mit der britischen Corona-Variante. Am Donnerstag
teilte das Robert Koch-Instituts mit: «Die Rolle von Kindern und
Jugendlichen für die Übertragung von SARS-CoV-2 ist nicht
abschließend geklärt.»

Wie es zuvor bereits für NRW angekündigt wurde, führt nun auch Berlin

eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. Wechselunterricht

in Lerngruppen mit halber Klassengröße soll die Regeln sein. Die
Jahrgangsstufen 7 bis 9 bleiben erstmal ausgenommen und sollen ab dem
19. April folgen.

Auch in Baden-Württemberg kündigte die Landesregierung eine neue
Teststrategie an. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und auch
Hausmeister dürfen ab 19. April ohne negativen Corona-Test nicht mehr
am Unterricht teilnehmen oder das Gelände betreten, wenn es mehr als
100 Corona-Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner an drei
aufeinanderfolgenden Tagen gibt. Wer in der Woche ab 12. April in die
Schulen zurückkehrt, kann sich noch freiwillig testen lassen.
Allerdings gibt es Präsenzunterricht in der Woche nach den
Osterferien zunächst nur für Abschlussklassen - im Wechselbetrieb.
Für Schüler der Klassen 1 bis 7 wird nur eine Notbetreuung angeboten.

In Mecklenburg-Vorpommern hat der Unterricht nach zehntägiger
Osterpause bereits begonnen. Dabei kehrten in weiten Teilen des
Landes die Schüler der Klassen eins bis sechs sowie der
Abschlussklassen zum Präsenzunterricht in ihre Schulen zurück.
Brandenburg schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst
einmal wieder in den Fernunterricht. In Bayern schalten Schulen in
der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem
Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Hamburg tut das
erst, wenn der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200
liegt. Sachsen verabschiedet sich ganz von der Kopplung an den
Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig davon offen.

In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz war bereits wieder Unterricht,
auch im Saarland begann er am Donnerstag. Hamburg hatte keine
Osterferien, und in Hessen und Schleswig-Holstein dauern die Ferien
noch bis Ende kommender Woche.