Keine einheitliche Linie für Schulen nach Osterferien Von Basil Wegener und Jörg Ratzsch, dpa

Über Stunden berieten die Kultusminister die Corona-Lage. Schon
vorher war klar: Für die Schülerinnen und Schüler sowie die
Lehrkräfte gelten in Deutschland in den kommenden Wochen
unterschiedliche Regeln.

Berlin (dpa) - Ungeachtet aller Aufrufe für eine einheitliche Linie
für Deutschlands Schulen in der dritten Corona-Welle gehen die Länder
getrennte Wege. Die Kultusminister berieten am Donnerstag die
Corona-Lage und andere Themen, die Tagung dauerte mehrere Stunden bis
in den Abend. Mehrere Länder gaben aber bereits zuvor ihre
Entscheidungen für die Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler bekannt
.
Der CDU-Vorsitzende und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hatte
sich für eine bundesweit einheitliche Regelung ausgesprochen, wie es
für die Schulen in der Pandemie nach den Osterferien weitergeht.

In Nordrhein-Westfalen wird nun mit Ausnahme der Abschlussklassen ab
Montag Distanzunterricht für alle anderen Schüler stattfinden, wie
Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) bekanntgab. Für die Schüler der
Abschlussklassen soll es in Nordrhein-Westfalen auch nach den
Osterferien Präsenzunterricht in den Klassenräumen geben. Für die
übrigen Jahrgänge gelte der Distanzunterricht vorerst nur eine Woche
lang bis zum 16. April.

Gebauer sagte, Mediziner hätten im Rahmen der Kultusministerkonferenz
bestätigt, dass das Infektionsgeschehen bei Kinder und Jugendlichen
zunehme. «Die Schulen sind keine Treiber der Pandemie», sagte Gebauer
zugleich. Laut Lageberichten des Robert Koch-Instituts der
vergangenen Wochen spielen die Schulen eine wachsende Rolle bei der
Viruszirkulation in Deutschland. Auch in den Kitas infizierten sich
viele Minderjährige mit der britischen Corona-Variante.

Vor den Osterferien hatte das NRW-Schulministerium angekündigt, dass
die Schulen möglichst in den Wechselunterricht starten sollen.
Mehrere Städte und Kreise hatten auf einen Aufschub wegen steigender
Infektionen gedrungen.

Wie es zuvor bereits für NRW angekündigt wurde, führt nun auch Berlin

eine Testpflicht für Schülerinnen und Schüler ein. Ab dem 19. April
sollen zwei Corona-Tests pro Woche verpflichtend sein, wie die
Senatsverwaltung für Bildung mitteilte. Die Tests sollen dann unter
Aufsicht in der Schule durchgeführt werden. Wechselunterricht in
Lerngruppen mit halber Klassengröße soll die Regeln sein. Die
Jahrgangsstufen 7 bis 9 bleiben erstmal ausgenommen und sollen ab dem
19. April folgen, wenn die Abiturienten keinen Unterricht mehr in der
Schule haben, sondern nur noch zu den Prüfungen kommen müssen.

Auch in Baden-Württemberg kündigte die Landesregierung eine neue
Teststrategie an. Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler und auch
Hausmeister dürfen nach dem Willen des Kultusministeriums ab dem 19.
April ohne negativen Corona-Test nicht mehr am Unterricht teilnehmen
oder das Gelände betreten, wenn es mehr als 100 Corona-Neuinfektionen
auf 100 000 Einwohner an drei aufeinanderfolgenden Tagen gibt. Wer in
der Woche ab 12. April in die Schulen zurückkehrt, kann sich noch
freiwillig testen lassen. Allerdings gibt es Präsenzunterricht in der
Woche nach den Osterferien zunächst nur für Schülerinnen und Schüle
r
der Abschlussklassen - im Wechselbetrieb. Für Schüler der Klassen 1
bis 7 wird nur eine Notbetreuung angeboten.

In Mecklenburg-Vorpommern hat der Unterricht nach zehntägiger
Osterpause bereits begonnen. Dabei kehrten in weiten Teilen des
Landes die Schüler der Klassen eins bis sechs sowie der
Abschlussklassen zum Präsenzunterricht in ihre Schulen zurück. Die
Schüler der anderen Klassenstufen werden abwechselnd in der Schule
und zu Hause unterrichtet. Eine Ausnahme bildet der Landkreis
Ludwigslust-Parchim: Dort wurde wegen der zuletzt hohen
Corona-Infektionszahlen der Präsenzunterricht bis zum Wochenende
ausgesetzt.

Brandenburg schickt ältere Schüler oberhalb der Grundschule erst
einmal wieder in den Fernunterricht. In Bayern schalten Schulen in
der Regel ab einem Inzidenzwert von 100 in einer Stadt oder einem
Landkreis wieder von Präsenz- auf Fernunterricht um. Hamburg tut das
erst, wenn der Wert an drei aufeinanderfolgenden Tagen bei über 200
liegt. Sachsen verabschiedet sich nach der Osterpause ganz von der
Kopplung an den Inzidenzwert und hält Schulen und Kitas unabhängig
davon offen.

In Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz war bereits wieder Unterricht,
auch im Saarland begann er am Donnerstag. Hamburg hatte keine
Osterferien, und in Hessen und Schleswig-Holstein dauern die Ferien
noch bis Ende kommender Woche. Das Gespräch der Kultusministerinnen
und -minister sollte auch der Vorbereitung des nächsten
Corona-Krisengipfels der Ministerpräsidenten der Länder mit
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der kommenden Woche dienen.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im
WDR5-«Morgenecho», es sei wichtig, «in den Schulen sehr konsequent
mindestens zweimal die Woche zu testen». «Man hätte jetzt aus meiner

Sicht die Ostertage gut nutzen können, jetzt in der Verlängerung
Schulen und Kitas in Notbetreuung zu bringen.»

Der Beamtenbund dbb forderte einheitlich klare Regeln. «Wenn die
Schulen in der dritten Welle geöffnet sein sollen, müssen die
Lehrkräfte auch geimpft und die Schülerinnen und Schüler getestet
werden», sagte der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach der Deutschen
Presse-Agentur. «Wer nicht getestet werden kann oder will, muss vom
Präsenzunterricht ausgeschlossen werden. Andernfalls setzen wir alle
Beteiligen einem zu großen Risiko aus, und die Infektionszahlen
drohen nach den Osterferien zu explodieren.»

Die KMK hatte sich in diesem Jahr mehrfach für möglichst offene
Schulen ausgesprochen. Zuletzt hatten die Schulministerinnen und
-minister am 18. März gefordert, Schulen müssten im Vergleich zu
allen anderen Lebensbereichen am längsten geöffnet bleiben.