Philosoph Nida-Rümelin plädiert für Öffnung von Kultureinrichtungen

Hamburg (dpa) - Der Philosoph und frühere Kulturstaatsminister Julian
Nida-Rümelin hat trotz der Corona-Pandemie für eine Öffnung der
Museen, Opern und Theater plädiert. «Dort, wo mit Mindestabstand und
Masken und nicht Drängeln die Kultur aufrecht erhalten werden kann,
(...) dann machen wir das natürlich. Bitte macht das!», sagte
Nida-Rümelin am Donnerstag beim Online-Symposium «Kultur ohne
Mindestabstand» von Stage Entertainment Germany. Wenn Museen keinen
Beitrag zum Infektionsgeschehen leisteten, sei es auch kein falsches
Signal, sie wieder zu öffnen. Die Kultur und all die dazugehörenden
Gewerke seien eine riesige und sehr dynamische Branche. Er begrüße
daher jeden Schritt der Öffnung.

Nida-Rümelin betonte, die Inzidenz dürfe nicht mehr alleiniges
Kriterium für Fortschritte in der Pandemiebekämpfung sein. Vielmehr
müssten die Krankenhausbelegungen und Todesfälle im Zentrum stehen.
«Das sind die beiden relevanten Kriterien, die man im Auge haben
muss, nicht Inzidenz», sagte Nida-Rümelin mit Blick auf Israel, wo
die Krankenhausbelegungen und Todesfälle trotz teils hoher Inzidenz
mit den Impfungen stark zurückgegangen seien.

Unterstützt wurde er vom Hamburger Virologen Prof. Jonas
Schmidt-Chanasit, der Nida-Rümelins Thesen bestätigte. «Es braucht
die Kultur in der Pandemie. Das muss ermöglicht werden.» Die
Corona-Pandemie müsse auch ein Weckruf dafür sein, «wie wir in der
Zukunft leben wollen, wie wir mit der Natur umgehen». Auch müsse viel
mehr für die Gesundheitsversorgung und die Prävention getan werden.
«Wir sind bereit, Milliarden von Euro in Aufrüstung zu investieren
für einen Krieg, der vielleicht nie stattfinden wird.» Aber in die
Prävention von Pandemien sei bislang kaum investiert worden.

Mit Blick auf mögliche Raumkonzepte zur Wiedereröffnung von Theatern
und Museen sagte der Physiker Prof. Christian Kähler von der
Bundeswehr-Universität München: Konzertsäle hätten in der Regel gut
e
Lüftungen, «so dass man sich über die Lüftungsproblematik dort gar

keine Gedanken machen muss». Allenfalls gebe es das direkte
Infektionsrisiko zwischen den Gästen. Dort könne man mit FFP2-Masken,
transparenten Schutzwänden oder dem Nachweis einer Impfung oder eines
negativen Corona-Tests arbeiten, sagte der Lehrstuhlinhaber für
Strömungsmechanik und Aerodynamik.