Ramelow sieht Bund bei Sputnik-Impfstoff in der Pflicht

In Thüringen soll schnell mehr geimpft werden. Der russische
Sputnik-Impfstoff würde dabei helfen, ist sich die Politik einig.
Meinungsverschiedenheiten gibt es jedoch, wer die Bestellung
übernehmen soll.

Erfurt (dpa/th) - Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke)
ist gegen Alleingänge der Länder bei der Bestellung des russischen
Corona-Impfstoffs Sputnik V. Ramelow sehe die Bundesregierung
weiterhin in der Pflicht, einen Rahmenvertrag für den Bezug des
Impfstoffs für Deutschland zu schließen, erklärte Regierungssprecher

Falk Neubert am Donnerstag in Erfurt auf Anfrage.

Thüringens Regierungschef hatte sich immer wieder dafür
ausgesprochen, Sputnik V nach seiner Zulassung in Deutschland
einzusetzen. Er habe darüber mehrfach mit Kanzlerin Angela Merkel und
Gesundheitsminister Jens Spahn (beide CDU) gesprochen, so der
Regierungssprecher. Ramelow habe deshalb mit Verwunderung auf das
Vorpreschen von Bayern reagiert.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte am Mittwoch erklärt,
Bayern habe sich mit einem Vorvertrag 2,5 Millionen Impfdosen Sputnik
V für den Fall einer EU-Zulassung des Wirkstoffs gesichert.

Während CDU und FDP Ramelow aufforderten, dem Beispiel Bayerns zu
folgen, verteidigte Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sein
Vorgehen. Es sei richtig, «dass der Ministerpräsident das gemeinsam
mit der Bundesregierung angeht», sagte Werner.

CDU-Fraktionschef Mario Voigt plädierte dagegen für den Abschluss
eines eigenen Vorvertrags zum Bezug des russischen Corona-Impfstoffs.
Thüringen müsse endlich die rote Laterne bei den Corona-Infektionen
loswerden.

Nach dem Impfstart in den Hausarztpraxen in dieser Woche und der
guten Organisation der Impfzentren seien die Kapazitäten für den
Einsatz zusätzlicher Impfdosen gegeben, erklärte Voigt. Würde nur die

Hälfte der thüringenweit fast 2500 niedergelassenen Ärzte täglich
jeweils 20 Impfdosen verabreichen, wären das 125 000 zusätzliche
Impfungen pro Woche.

FDP-Fraktionschef Thomas Kemmerich erklärte, Ramelow sollte es dank
seiner angeblich guten Kontakte nach Moskau «eigentlich leicht
fallen, die dringend benötigten Impfstoffe für Thüringen zu ordern»
.

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Cornelia Klisch kritisierte die
Sonderwege von Bayern, aber auch von Mecklenburg-Vorpommern. «Ich
erwarte von der Ministerpräsidentenkonferenz, dass sie Druck auf die
Bundesregierung ausübt, damit eine einheitliche Regelung für die
Bundesrepublik geschaffen wird», so Klisch.

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft derzeit den Antrag
auf Zulassung von Sputnik V in der EU. Im April werden Experten der
EMA in Russland zur Begutachtung der Produktion und Lagerung des
Impfstoffs erwartet. Russland gab das Mittel bereits Mitte August
2020 als weltweit ersten Corona-Impfstoff für eine breite Anwendung
in der Bevölkerung frei. Mittlerweile haben in der medizinischen
Fachpresse publizierte Daten dem Mittel hohe Wirksamkeit bescheinigt.