Garg zu Sputnik V: Bund für Impfstoffbeschaffung zuständig

Kein Solo des Landes beim Impfstoff: Dessen Beschaffung ist allein
Sache des Bundes, betont Minister Garg in der Debatte um das
russische Mittel Sputnik V. Er rechnet mit einem höheren Impftempo im
Mai und Juni.

Kiel (dpa/lno) - Schleswig-Holstein will sich anders als Bayern und
Mecklenburg-Vorpommern nicht um ein eigenes Kontingent des russischen
Corona-Impfstoffs Sputnik V bemühen. Gesundheitsminister Heiner Garg
sprach am Donnerstag von «skurrilen Vorschlägen» und verwies wie die

rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auf die
Zuständigkeit des Bundes. Auch sei Sputnik V in Europa noch nicht
zugelassen, sagte der FDP-Politiker. Es gebe in Deutschland eine
klare Aufgabenverteilung: Ausschließlich der Bund organisiere die
Impfstoffbeschaffung und die Länder seien dafür verantwortlich, dass
der Impfstoff in die Oberarme der Menschen kommt.

Er begrüße außerordentlich, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

(CDU) Gespräche mit Russland führen wolle, um mögliche Optionen
auszuloten, sagte Garg. «Ich bin der Auffassung, dass Sputnik V, wenn
er eine Zulassung hat, genauso behandelt werden soll und zum Einsatz
kommen muss wie jeder andere in Europa zugelassene Impfstoff auch.»

Er staune, dass offensichtlich Impfstoff herumschwirre, der einzelnen
Ländern angeboten werde, sagte Garg. «Ich kann nur sagen, dass solche
Angebote bitteschön vom Bundesgesundheitsministerium auf Seriosität
überprüft werden sollen und dann nimmt man gegebenenfalls Kontakt auf
und sichert sich ausreichende Mengen, um die deutsche Bevölkerung zu
versorgen.» Er habe seine Erfahrungen mit unseriösen Angeboten für
Masken, Schutzkittel und andere persönliche Schutzausrüstung gemacht,
sagte Garg. «Bei Impfstoffen sollte das uns allen erspart bleiben.»

Unterdessen erläuterte Garg das weitere Prozedere beim Impfen im
Norden. Demnach wird das bisherige Vorgehen für gebuchte Termine mit
dem Impfstoff von Astrazeneca in der nächsten Woche fortgeführt. So
könnten Impfberechtigte unter 60 Jahren ihren gebuchten Termin wie
geplant wahrnehmen. Sie würden mit einem sogenannten mRNA-Impfstoff
von Biontech oder Moderna geimpft. Astrazeneca bekommen aufgrund der
Empfehlung der Ständigen Impfkommission und eines Beschlusses der
Gesundheitsministerkonferenz seit dem 31. März nur noch bei
Impfberechtigte ab 60 Jahren.

Ab 19. April sollen in den Impfzentren alle Erstimpfungen
ausschließlich mit mRNA-Impfstoffen vorgenommen werden. Das gilt auch
für jene, die einen Termin für Astrazeneca vereinbart haben. Dieser
Impfstoff kommt weiter bei den Hausärzten zum Einsatz. Auch wegen
seiner guten Lager- und Transporteigenschaften sei dieser
hochwirksame Impfstoff ideal für den niedergelassenen Bereich, sagte
Garg. Das Handling der Impfstoffe von Biontech und Moderna sei
komplizierter und aufwendiger. «Dadurch, dass wir für die Monate Mai
und Juni deutlich mehr Impfstoff erwarten und die Impfungen bei
Ärztinnen und Ärzten in den Praxen angelaufen sind, werden wir das
Tempo in Schleswig-Holstein noch einmal deutlich erhöhen können»,
sagte Garg.

Laut Robert Koch-Institut wurden bis einschließlich Mittwoch im
Norden 591 415 Impfdosen verabreicht. Bei den Erstimpfungen hatte das
Land mit 15,8 Prozent die dritthöchste Impfquote bundesweit. Bei den
Zweitimpfungen sind 4,5 Prozent der niedrigste Wert in Deutschland.