Wirtschaft gegen Corona-Testpflicht für Unternehmen

Viele Thüringer Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern bereits
Corona-Schnelltests an. Doch sollen sie auch zur Pflicht werden?
Wirtschaftsminister und Wirtschaft liegen in ihrer Einschätzung dabei
nicht weit auseinander.

Erfurt (dpa/th) - Thüringer Wirtschaftsvertreter lehnen eine
Corona-Testpflicht für Unternehmen ab. «Eine Testpflicht für Firmen
ist eine pauschale Misstrauenserklärung, für die es keine Grundlage
gibt», erklärte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtscha
ft
Thüringens (VWT), Stephan Fauth, am Donnerstag in Erfurt. Ablehnung
kam auch von den Industrie- und Handelskammern (IHK). Wegen einer
Reihe ungeklärter Fragen halte er von einer Testpflicht der
Unternehmen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nichts, sagte
Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) auf Anfrage.

Die Verbände verwiesen darauf, dass ein Großteil der Unternehmen
freiwillig ihren Beschäftigten regelmäßige Corona-Tests anböten.
Bundesweit wird angesichts hoher Corona-Infektionszahlen in der
dritten Pandemiewelle eine Testpflicht für Beschäftigte in
Unternehmen diskutiert.

«In den Firmen ist das Testen auf dem Weg, das sollte für Vertrauen
sorgen», so Fauth, der eine Pflicht für Unternehmen als
kontraproduktiv bezeichnete. Auch in Behörden gebe es schließlich
keine Testpflicht.

Die IHK Erfurt argumentierte mit einem unzumutbaren finanziellen und
auch bürokratischen Aufwand für die Betriebe. Statt Betriebe zu
belasten, sollten Beschäftigte nach Auffassung von
IHK-Hauptgeschäftsführerin Cornelia Haase-Lerch lieber die
zahlreichen Testzentren nutzen. Diese werden aus öffentlichen Kassen
finanziert. Auch die IHK Südthüringen hatte schon eine Testpflicht
für Unternehmen abgelehnt.

Unternehmen hätten ein hohes Eigeninteresse daran, ihren Mitarbeitern
Corona-Tests anzubieten, sagte Tiefensee. «Ein zu spät entdeckter
Corona-Fall in der Belegschaft kann im Zweifel zum Erliegen der
gesamten Geschäftstätigkeit des Unternehmens führen.» Die Zahlen
zeigen auch, dass die weitaus meisten Firmen das verstanden hatten.
Aktuell würden bundesweit 87 Prozent aller Unternehmen Tests
anbieten.

Bisher ungeklärt ist nach Meinung von Tiefensee, wer für die
Richtigkeit von Tests hafte oder wie auf Testverweigerer reagiert
werden soll. Auch die Kostenfrage sei noch nicht entschieden.