Corona gibt Spezialverpackungshersteller Gerresheimer Rückenwind

Düsseldorf (dpa) - Die Folgen der Corona-Pandemie geben dem
Spezialverpackungshersteller Gerresheimer einen kräftigen Schub. Ende
2020 und im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wurden
insgesamt etwa 160 Millionen Fläschchen für Corona-Impfstoffe
verkauft, wie die Firma am Donnerstag mitteilte. Zu den Abnehmern
gehören Biontech/Pfizer, Moderna und Astrazeneca.

Firmenchef Dietmar Siemssen hält am Ziel fest, bis Ende 2022 eine
Milliarde Fläschen für Corona-Impfstoffe zu verkaufen. «Die eine
Milliarde ist absolut realistisch, das entspricht den Kapazitäten,
die wir haben und zusätzlich zum Teil noch aufbauen werden.» Mit
Schott aus Mainz und Stevanato aus Italien gehört Gerresheimer zu den
weltgrößten Produzenten von Vakzinfläschchen.

Bisher wurde mit den Fläschchen ein Umsatz von nur etwa acht
Millionen Euro gemacht - der Anteil an den Gesamterlösen ist gering.

Allerdings betonte Siemssen, dass die Corona-Geschäfte ein Türöffne
r
seien, um Firmenkunden weitere Produkte zu verkaufen - das dadurch
entstandene Umsatzpotenzial sei sehr groß. «Davon profitieren wir
kurzfristig, aber auch mittel- und langfristig erheblich.»

Derzeit kommen die Vakzine in Fläschchen in Impfzentren und Praxen
zum Einsatz, wo sie auf Einmalspritzen aufgezogen und verabreicht
werden. Sollten nach der vermutlich 2022 abgeschlossenen erstmaligen
Impfung der Weltbevölkerung weitere, vielleicht
jährliche Folgeimpfungen hinzukommen, würden gute Geschäfte
locken: Dann würde das Vakzin wohl in vorfüllbaren Spritzen geliefert

- diese Spritzen stellt der Konzern ebenfalls her, die jetzt
benutzten Einmalspritzen hingegen nicht. Durch den Einsatz von
vorfüllbaren Spritzen würde das Corona-Geschäft für Gerresheimer

lukrativer.

Der Konzern mit knapp 10 000 Mitarbeitern, von denen gut ein Drittel

in Deutschland beschäftigt ist, verbuchte im ersten Quartal insgesamt
einen leichten Umsatzrückgang auf 303 Millionen Euro. Das lag an
Währungseffekten - rechnet man diese raus, kommt man auf ein
organisches Wachstum von 3,7 Prozent. Der bereinigte Gewinn kletterte
um mehr als ein Drittel auf 18,5 Millionen Euro.

Der einstige Bierflaschen-Hersteller mit einer längst geschlossenen
Glashütte im Düsseldorfer Stadtteil Gerresheim hat sich auf
Medizinprodukte spezialisiert. Die Verpackungen aus Glas und
Kunststoff werden für Hustensäfte, Augentropfen, Nasensprays,
Asthmainhalatoren sowie als Insulin-Pens benutzt - und eben für
Impfstoffe. Große Werke sind in Bünde in Ostwestfalen und in Pfreimd
in der Oberpfalz. Der Verwaltungssitz mit rund 100 Beschäftigten ist
am Düsseldorfer Flughafen.