Mittwoch-Inzidenzwert Kriterium für Unterricht in Folge-Woche

Mit einem Zwei-Stufen-Plan soll künftig der Unterricht in
Pandemie-Zeiten in Mecklenburg-Vorpommern geregelt werden. Besonders
ins Blickfeld rücken künftig die Inzidenzwerte eines Wochentages.
Besondere Aufmerksamkeit gilt auch den Corona-Schnelltests.

Schwerin/Rostock (dpa/mv) - Vom kommenden Montag an kann es in ganz
Mecklenburg-Vorpommern Präsenzunterricht für Schüler der Klassen eins

bis sechs und aller Abschlussklassen geben. Die übrigen Klassen
bekommen weiterhin sogenannten Wechselunterricht. Dies folgt aus
einem neuen Zwei-Stufenplan, über den das Bildungsministerium am
Mittwoch in Schwerin informierte.

Demnach bestimmt die Sieben-Tage-Inzidenz jeweils am Mittwoch, wie
die Unterrichtsgestaltung in einem Landkreis oder in einer der beiden
kreisfreien Städte in der darauffolgenden Woche aussieht. Liegt der
Wert unter 150 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner binnen einer
Woche, werden die unteren Klassenstufen und die Abschlussklassen
regulär unterrichtet, die anderen abwechselnd in der Schule und zu
Hause.

Wird die Marke von 150 am Stichtag Mittwoch aber überschritten,
müssen in der betroffenen Region mit Ausnahme der Abschlussklassen
wieder alle Schüler zu Hause lernen. Eine Notbetreuung für jüngere
Schüler werde aber auch dann wieder gewährleistet, hieß es. Am
Mittwoch dieser Woche war der Schwellenwert in keiner Region des
Bundeslandes überschritten worden.

«Es wird künftig zwei Stufen geben. Damit ist gesichert, dass wir
einen geregelten Schulbetrieb unter Pandemiebedingungen gewährleisten
können, wenn die Infektionslage das zulässt», sagte
Bildungsministerin Bettina Martin (SPD) laut einer Mitteilung. Je
nach Infektionslage sollen die örtlichen Gesundheitsämter aber auch
weiterhin die Möglichkeit haben, weiterreichende Maßnahmen zu
ergreifen.

Eine Corona-Testpflicht für Schüler - wie sie etwa Berlin und
Brandenburg planen - soll es nach Angaben des Ministeriums in
Mecklenburg-Vorpommern nicht geben. Doch riefen, wie Martin, auch
Vertreter von Schüler-, Eltern- und Lehrerverbänden des Landes zum
Schulstart dazu auf, die Schnelltests umfassend zu nutzen. Mit deren
Hilfe könnten Infektionen rasch erkannt, Ansteckungen unterbunden und
Schulschließungen verhindert werden. Es sei wichtig, dass für
möglichst viele Kinder und Jugendliche wieder Präsenzunterricht
ermöglicht werde, sagte der Vorsitzende des Landeselternrats, Kai
Czerwinskie.

Laut Bildungsministerin Martin können Schüler zwei Mal pro Woche
freiwillig einen Test machen. «Je mehr Tests, desto mehr
Präsenzunterricht wird es an den Schulen geben», betonte sie.
Czerwinskie und Martin verwies darauf, dass die Tests auf Beschluss
der Schulkonferenzen auch zu Hause vorgenommen werden können, um vor
allem jüngeren Schülern die Angst zu nehmen.

Die Linke kritisierte die Pläne des Bildungsministeriums. «Den
Inzidenzwert eines einzigen Tages als Grundlage dafür herzunehmen, ob
die Schule geöffnet bleiben kann oder nicht, ist völlig unlogisch»,
sagte die Fraktionsvorsitzende Simone Oldenburg. Es handele sich
dabei lediglich um eine Momentaufnahme, die keine Rückschlüsse auf
die Entwicklung des Infektionsgeschehens zulasse. Zudem bestehe bei
solchen Einzeldaten die Gefahr eines verzerrten Bildes.

Am Donnerstag beginnt im Nordosten nach den Osterferien wieder die
Schule. Der Unterricht soll laut Bildungsministerium dabei
grundsätzlich wie an den Tagen vor den Osterferien stattfinden und
wie er ab Montag wieder geplant ist. Wegen zuletzt hoher
Corona-Infektionszahlen hatte der Kreis Ludwigslust-Parchim
allerdings Einschränkungen beschlossen. Für alle Jahrgangsstufen -
mit Ausnahme der Abschlussjahrgänge - wird dort den Angaben zufolge
zunächst für zwei Tage Distanzunterricht erteilt.

In der übernächsten Woche beginnen die Abiturprüfungen im Nordosten.

Das Bildungsministerium hatte sie wegen der Corona-Pandemie
verschoben; ursprünglich sollten sie kommenden Dienstag beginnen.

Bei den Kitas soll es laut Sozialministerium zunächst bei den
bestehenden Regeln bleiben. In Regionen mit Inzidenzwerten von unter
100 ist ein Regelbetrieb vorgesehen, Einschränkungen bei der
Betreuungszeit gibt es nicht. In Regionen mit Inzidenzwerten von 100
bis 150 gilt eine Art Schutzphase - dann wird an Eltern appelliert,
ihre Kinder möglichst zu Hause zu betreuen. Bei Inzidenzwerten von
mehr als 150 ist nur noch eine Notfallbetreuung sichergestellt. Diese
können etwa Alleinerziehende in Anspruch nehmen.

Bund und Länder hatten sich darauf verständigt, bei Inzidenzwerten
über 100 die Notbremse zu ziehen und Lockerungen zurückzunehmen,
unberührt davon blieben auf Druck der Länder aber Kitas und Schulen.