Bericht: Staatsanwaltschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen Wiegand

Halle (dpa/sa) - Die Staatsanwaltschaft in Halle erhebt laut
Medienberichten im Impfskandal in Halle schwere Vorwürfe gegen
Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Die Behörde habe in
ihren Ermittlungen unter anderem Belege dafür gefunden, dass Wiegand
die vorzeitigen Impfungen mehrerer Stadträte geheimhalten wollte,
berichteten am Dienstag die «Mitteldeutsche Zeitung» und die «Bild»
.
Beide Zeitungen beziehen sich auf einen Zwischenbericht der
Staatsanwaltschaft zu den Ermittlungen wegen des Verdachts der
veruntreuenden Unterschlagung gegen Wiegand.

Oberstaatsanwältin Heike Geyer bestätigte am Mittwoch, dass die
Behörde vorige Woche einen entsprechenden Bericht an Wiegands Anwälte
und den Stadtrat verschickt habe. Inhaltlich wollte sich Geyer mit
Verweis auf die laufenden Ermittlungen jedoch nicht zu den Berichten
äußern. Die Staatsanwaltschaft hatte im Rahmen der Ermittlungen
mehrere Räume der Stadtverwaltung durchsucht und mit zahlreichen
Zeuginnen und Zeugen gesprochen.

Am Mittwochabend wollte der Stadtrat über eine Suspendierung Wiegands
beraten. Wiegand hatte sich und mehrere Stadträte sowie Angehörige
des Krisenstabes bereits im Januar gegen Corona impfen lassen, lange
bevor sie laut Impfreihenfolge an der Reihe gewesen wären. Der
Oberbürgermeister hatte das erst Wochen später und auf Nachfrage
öffentlich gemacht und sich immer wieder in Widersprüche verwickelt.

Laut den Berichten vom Dienstag widersprechen auch die Ermittlungen
der Staatsanwaltschaft Wiegands Darstellung: So hatte der OB stets
betont, dass er und die Stadträte erst geimpft wurden, nachdem am
Ende eines Tages Dosen übrig gewesen wären, die sonst hätten
weggeworfen werden müssen. Laut den Berichten bestand bei den
verwendeten Dosen aber zu keine Zeitpunkt die Gefahr, dass sie
entsorgt werden müssten. In einem Pflegeheim habe sogar eine Liste
mit 61 potenziellen und berechtigten Nachrückern bereit gelegen.