Labordienstleister Synlab plant Börsengang

Die Bevölkerung altert, Ärzte brauchen immer mehr Laboruntersuchungen
- und jetzt kommen auch noch die Corona-Tests dazu. Europas
Marktführer will die Chance nutzen und sich frisches Kapital
besorgen.

München (dpa) - Europas größter medizinischer Laborkonzern Synlab
nutzt den Rückenwind durch die Nachfrage nach Corona-Tests und geht
in Frankfurt an die Börse. Die Erstnotierung soll spätestes im Juni
erfolgen, wie das Unternehmen am Mittwoch in München mitteilte. Durch
die Ausgabe neuer Aktien will Synlab rund 400 Millionen Euro
einnehmen; außerdem wollen die Alteigentümer rund um die
Beteiligungsgesellschaft Cinven einen noch nicht genannten Teil ihrer
Aktien an die Börse bringen.

Das Unternehmen mit Sitz in München beschäftigt nach eigenen Angaben
rund 20 000 Mitarbeiter, betreibt 450 Labore in 36 Ländern und
steigerte seinen Umsatz im vergangenen Jahr von 1,9 auf 2,6
Milliarden Euro. Allein 0,6 Milliarden Euro davon kamen durch
Corona-Tests dazu. Für das laufenden Jahr kündigte Synlab-Chef
Mathieu Floreani einen weiteren Umsatzsprung auf 3,0 Milliarden Euro
an.

Das Unternehmen habe im vergangenen Jahr 11,6 Millionen PCR-Tests auf
Covid durchgeführt - allein im Dezember 2,6 Millionen, erklärte er.
Auch wenn die Impfkampagne langsam Fahrt aufnehme, werde die
Nachfrage nach Tests für lange Zeit sehr hoch bleiben: Zur
Sicherheit, wenn das normale Leben wieder in Gang kommt, zum
Überprüfen, ob der Impfschutz an Weihnachten noch besteht, und weil
es mehr Mutationen geben wird. Wie bei anderen Infektionskrankheiten
werde konsequente Überwachung entscheidend sein, eine erneute
Ausbreitung zu verhindern.

Aber auch grundsätzlich erwartet der Laborkonzern dauerhaft stabile
Wachstumsraten: «Die Weltbevölkerung wächst und altert. Beides ist
günstig für uns,» erklärte Floreani. Mittelfristig peilt Synlab ein

jährliches Wachstum von zehn Prozent an - davon mindestens drei
Prozent durch steigende Nachfrage, doppelt so viel durch Übernahme
von lokalen oder regionalen Anbietern.

In den vergangenen Jahren hat Synlab durchschnittlich 20 Labore
jährlich zugekauft und dafür 200 Millionen Euro jährlich ausgegeben.

Diese Wachstumsstrategie werde konsequent fortgesetzt, sagte
Floreani.

Mit der Kapitalerhöhung will er zunächst den Schuldenberg weiter
abbauen. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda)
stieg im vergangenen Jahr auf 679 Millionen Euro. Ziel sei eine
bereinigte Ebitda-Marge von 23 Prozent vom Umsatz, sagte
Finanzvorstand Sami Badarani. Als Dividende sollen ab nächstem Jahr
20 bis 30 Prozent des bereinigten Gewinns ausgeschüttet werden.

Synlab bietet nach eigenen Angaben gut 5000 verschiedene Tests an und
führt jährlich 500 Millionen Tests an 100 Millionen Patienten aus.
Große Konkurrenten sind die Labordienstleister Sonic, Unilabs, Certa
und Eurofins.