Kinderärzte fordern: Schulen so lange wie möglich offen halten )

Berlin/Tübingen (dpa) - In der Diskussion über strengere
Corona-Regeln plädieren Kinder- und Jugendärzte dafür, Schulen und
Kindergärten so lange wie möglich offen zu halten. «Schulschließung
en
sollten wirklich die letzte Option sein», sagte die Vizepräsidentin
der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ),
Ingeborg Krägeloh-Mann aus Tübingen, der Deutschen Presse-Agentur.
Zuvor sollten alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um
Kontakte in der gesamten Bevölkerung zu verringern.

Die Medizinprofessorin forderte, kleinere Kinder im Gegensatz zu
Erwachsenen oder Jugendlichen anders zu bewerten. Sie seien
wahrscheinlich noch weniger am Infektionsgeschehen beteiligt «und
mehr auf Präsenzunterricht angewiesen». Die aktuell stärker
steigenden Zahlen bei den erfassten Corona-Fällen in dieser
Altersgruppe gehen nach Meinung von Krägeloh-Mann auf eine Erhöhung
der Testzahl zurück. Dadurch würden im Vergleich zu früher mehr Fäl
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aus der Dunkelziffer erfasst.

Nach Erkenntnissen von DGKJ und dem Berufsverband der Kinder- und
Jugendärzte (BVKJ) sowie weiteren Experten tragen Kinder und
Jugendliche aktuell nicht mehr zum Infektionsgeschehen bei als andere
Altersgruppen. «Bildungszugang und Teilhabe sind ein sehr hohes Gut
und sollten in der Abwägung der Maßnahmen gegen die
Pandemieausbreitung hohe Berücksichtigung finden», schreiben die
Verbände.

Generell müsse bei Schulschließungen der Nutzen mit den möglichen
Schäden abgewogen werden, sagte Krägeloh-Mann. Studien hätten
gezeigt, dass der Anteil an Kindern etwa mit depressiven
Verstimmungen oder psychosomatischen Störungen im Lockdown zugenommen
habe.