Virtueller Start ins Sommersemester

Heimischer Schreibtisch statt Hörsaal: Die Studierenden in
Rheinland-Pfalz starten in diesen Tagen online ins Sommersemester
wegen Corona. Für sie ist daher einiges anders.

Trier/Koblenz/Kaiserslautern/Mainz (dpa/lrs) - Unter dem Eindruck der
Corona-Pandemie hat an den Universitäten und Hochschulen in
Rheinland-Pfalz der Betrieb zum Sommersemester begonnen. Die
Hochschule Koblenz etwa begrüßte ihre 896 Erstsemester nach eigenen
Angaben in einem als Talkshow gestalteten Livestream und mit einer
virtuellen Infomesse. Die Zahl der Neuzugänge fiel laut Mitteilung
etwas geringer aus als in früheren Sommersemestern.

Da auf die sonst üblichen Infostände im Foyer verzichtet werden
musste, präsentierten sich die Servicestellen der Hochschule im
Internet mit virtuellen Infoständen. Der Erstsemesterbegrüßung
vorausgegangen waren laut Pressestelle virtuelle Kick-off-Camps, in
denen die neuen Studierenden die Hochschule, ihre Lehrenden und sich
untereinander kennenlernen konnten und mit Vorbereitungskursen auf
ihr Studium eingestimmt worden waren.

Auch an der Universität Trier ging es für 614 Studienanfänger
virtuell los. Die Studienanfänger des Sommersemesters wurden laut
Hochschule trotz Pandemie an Orientierungstagen vor dem Semesterstart
begrüßt, virtuell und mit neuen interaktiven Online-Tools. Bis auf
wenige Ausnahmen, wie etwa Lehrveranstaltungen oder Praktika in
Laboren, finden in Trier alle Veranstaltungen digital statt. Ein
Forschungsprojekt der Universität untersucht die Situation der
Studierenden während der Corona-Pandemie. Die Ergebnisse sollen
genutzt werden, um Rahmenbedingungen für Studierende zu verbessern.

Die Studienfächer hätten zudem digitale Begegnungsformate geschaffen,
um die fehlende Nähe zu den Dozenten auszugleichen, teilte die Uni
mit. Zudem sei eine neue Beratung per Videochat durch die zentrale
Studienberatung möglich. Auch die psychosoziale Beratungsstelle des
Studierendenwerks biete Hilfe bei Problemen an. Damit sind die
Trierer nicht alleine.

So hat die Psychotherapeutische Beratungsstelle (PBS) der Uni Mainz
bereits vor einem Jahr ihr Unterstützungsangebot für Studierende mit
psychischen Problemen konsequent auf digitale Formate umgestellt.
Dabei kämen besonders datensichere Plattformen zum Einsatz,
versichert die Hochschule. Wie an anderen Hochschulen wäre das neue
Semester auch an der Johannes Gutenberg-Uni kaum ohne die
verschiedenen Online-Plattformen vorstellbar. Im Sommersemester 2020
waren fast 30 600 Studierende an der Uni eingeschrieben. Davon waren
etwa 3200 Erstsemester.

«Wie in vielen Bereichen hat die Pandemie gerade für die Themen
Datenschutz und Datensicherheit wie ein Brennglas gewirkt», heißt es
von einer Sprecherin der Alma Mater. Wo digitale Plattformen das
wesentliche Mittel der Umsetzung von Studium und Lehre sind, fielen
besonders viele persönliche Daten an. Sichere Zugänge und das
Vertrauen aller Beteiligten in die Sicherheit seien daher von
zentraler Bedeutung. Im Sinne des Datenschutzes von Studierenden und
Lehrenden hat sich die Uni den Angaben zufolge früh entschieden, auf
Plattformen zu setzen, die selbst betrieben werden können oder
höchsten Anforderungen genügen.

Die Einschreibung für die Studiengänge der TU Kaiserslautern sei noch
nicht abgeschlossen, heißt es von der Uni in der Pfalz. Generell
rechne man bei Erst- und Neueinschreibungen mit einem Rückgang von
fünf bis sechs Prozent pro Studienjahr. Da die TU bereits Erfahrung
mit der digitalen und hybriden Lehre habe, stehe die Qualität der
digitalen Lehre der Präsenzlehre in nichts nach. Den Studierenden
fehlten jedoch die sozialen Kontakte.

Ein Eindruck, den auch Julius Bohm vom Allgemeinen
Studierendenausschuss der TU bestätigt. So könnten jetzt im
Sommersemester keine Touren über den Campus stattfinden, wie das noch
im Wintersemester zumindest eingeschränkt der Fall war. Die
Fachschaften hätten versucht, das in Online-Angebote umzumünzen. «Es

ist trotzdem was anderes, man sieht sich nicht, Schüchterne sagen
eventuell noch weniger», berichtete Bohm. Im Chat falle das bei 20
Personen weniger auf.

Studierende fielen durchs Raster, beklagt Bohm. Viele säßen zu Hause
fest, Treffen mit Freunden seien nicht möglich. Dennoch böten
Online-Vorlesungen gewisse Vorteile. «Wenn ich etwas nicht richtig
verstanden habe oder nicht alles im Skript steht, kann ich mir das im
Nachhinein anhören», sagte Bohm. Der Übungsbetrieb und die
persönliche Einzelbetreuung seien jedoch zwangsläufig schlechter.
Auch das Live-Präsentieren vor Publikum falle online weg.