Mehr Corona-Schutzimpfungen in Arztpraxen - Beginn am Mittwoch

Die Debatte um den Einsatz des Corona-Impfstoffs von Astrazeneca hat
der Einbeziehung der Hausärzte in die Impfkampagne einen Schub
verliehen. Von Mittwoch an sollen sie auch im Nordosten vermehrt
impfen.

Schwerin (dpa/mv) - In Mecklenburg-Vorpommern sollen die Hausärzte
von Mittwoch an verstärkt in die Corona-Schutzimpfungen einbezogen
werden. Wie der Vorsitzende des Landesapothekenverbandes, Axel
Pudimat, am Dienstag sagte, wurden dafür vorgesehene Impfdosen vom
Land an die Apotheken ausgeliefert. Von dort würden sie am Mittwoch
dann an die beteiligten Ärzte verteilt. Wie der Vorsitzende des
Hausärzteverbandes, Stefan Zutz, sagte, wurden am Dienstag in einigen
Landkreisen Praxen auch schon direkt von den Impfzentren beliefert,
so dass dem Start am Mittwoch nichts mehr im Wege stehe.

Jede Praxis habe bis zu 50 Impfdosen je Arzt bestellen können. «Das
Angebot kam ja sehr kurzfristig. Manche Praxis fängt erst mal mit
etwas weniger an, um Erfahrungen mit dem Impfstoff und dem
Terminmanagement zu sammeln», sagte der Verbandschef.

Laut Gesundheitsministerium stellt das Land in dieser Woche 31 000
Impfdosen des Herstellers Astrazeneca für niedergelassene Ärzte zur
Verfügung. Dieses Produkt wird nach Maßgabe der Ständigen
Impfkommission ausschließlich für Impfwillige eingesetzt, die 60
Jahre und älter sind. Hinzu kämen 20 000 Dosen diverser Impfstoffe,
die der Bund in den kommenden Tagen an Haus- und Fachärzte im
Nordosten ausliefere. Die Ärzte impften grundsätzlich nach den
Vorgaben der Impfverordnung, könnten die Impftermine mit ihren
Patienten aber frei und unabhängig von der zentralen Landes-Hotline
vereinbaren, hieß es.

Nach den Worten von Zutz fangen die Hausärzte bei der Terminvergabe
bei ihren ältesten noch nicht geimpften Patienten an. «Die
Prioritätengruppen stehen ja fest, aber bei Astrazeneca können wir
auch etwas flexibler sein», sagte er. Ziel sei, den Impfstoff so
effektiv wie möglich und ohne Verlust einzusetzen. Auch wenn es wegen
vereinzelter Komplikationen nach Impfungen mit dem
Astrazeneca-Wirkstoff bei manchen Bedenken gebe, rechne er nicht mit
einer grundlegenden Verweigerung. Die festgestellten Probleme
zeigten, dass die Gesundheitskontrolle funktioniere. Astrazeneca sei
ein geprüfter und sicherer Impfstoff und biete schon nach der ersten
Impfung einen hohen Schutz vor einer Corona-Infektion, betonte Zutz.

Die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommerns, die schon
seit langem die flächendeckende Einbeziehung der Arztpraxen in die
Impfkampagne fordert, wollte sich zunächst nicht über den Stand der
Vorbereitungen äußern. So blieb unklar, wie viele der etwa 1700 in
Frage kommenden Ärzte im Land bereits in dieser Woche mit
Corona-Schutzimpfungen beginnen.

Einige Praxen hatten im März sogenannte Starterpakete mit Impfstoff
erhalten, um zunächst Ärzte und Schwestern vor Ansteckungen schützen

zu können. Die Hausärzte sind nach Verbandsangaben willens und in der
Lage, in kurzer Zeit viele Menschen zu impfen. Als Beleg wird die
jährliche Grippeschutzimpfung angeführt. Nach Angaben der
Kassenärztlichen Vereinigung wurden im vierten Quartal 2020 in den
Praxen im Nordosten 330 000 Menschen gegen Grippe geimpft.

Die Corona-Schutzimpfungen kommen allerdings nur schleppend in Gang,
weil es an Impfstoff mangelt. Laut Gesundheitsministerium hat
Mecklenburg-Vorpommern bislang rund 312 000 Impfdosen erhalten. Um
die angestrebte Impfquote von etwa 70 Prozent zu erreichen, benötigt
das Land für Erst- und Zweitimpfungen zusammen allerdings 2,2
Millionen Dosen. Für April wird mit der Lieferung von 300 000 Dosen
gerechnet, mit deutlichen Steigerungen in den Folgemonaten.