Praxen im Südwesten warten noch auf Impfstoff gegen Coronavirus

Stuttgart (dpa/lsw) - Die Hausarztpraxen im Südwesten wollen mit dem
Impfen gegen das Coronavirus loslegen - allerdings fehlt ihnen noch
der dazu nötige Impfstoff. Durch die Osterfeiertage verzögere sich
die Auslieferung der bestellten Dosen an die Praxen um ein bis zwei
Tage, sagte Sprecher Kai Sonntag von der Kassenärztlichen Vereinigung
Baden-Württemberg (KVBW) am Dienstag. Erst am Mittwoch werde der
Impfstoff an die Hausärzte ausgeliefert, erst am Donnerstag rechnet
die KVBW mit Impfungen bei den Hausärzten in der Breite. Das sei aber
von Anfang an erwartet worden, sagte Sonntag.

Die Praxen erhielten pro Woche und Arzt aufgrund der noch sehr
geringen Liefermengen anfangs 18 Impfdosen. «Das ist natürlich
wenig», sagte Sonntag. «Die Arztpraxen könnten viel mehr machen.» E
r
kritisierte, dass der Impfstoff weiterhin bevorzugt an die
Impfzentren geliefert werde. Die Praxen bekämen nur, was übrig bleibe
- dabei seien sie kostengünstiger und schneller und die Patienten
könnten auf die zentrale Terminvergabe verzichten.

Man sei in die Lieferlogistik nicht eingebunden, sagte ein Sprecher
des Gesundheitsministeriums. Apotheken sowie der dazugehörige
pharmazeutische Großhandel belieferten die Arztpraxen, die den
Impfstoff selbst bestellten.

Die Landesärztekammer Baden-Württemberg begrüßte den hausärztlich
en
Impfstart. «Die Ärzteschaft befürwortet alles, was dazu führt, dass

möglichst viele Personen möglichst früh geimpft werden - insofern ist

der Impfstart in den Praxen ein wichtiger Schritt in die richtige
Richtung», sagte Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer
Baden-Württemberg.

Unterdessen wollen die Kassenärzte in Baden-Württemberg mit einer
Petition erreichen, dass die Corona-Impfkampagne nahezu vollständig
in ihre Hände gelegt wird. «Die Bundesregierung und die
Landesregierungen werden aufgefordert, sofort die Covid-Impfungen von
den Impfzentren auf die Praxen der niedergelassenen Ärztinnen und
Ärzte zu verlagern», heißt es in der Petition, über die die «Är
zte
Zeitung» (Mittwoch) berichtete.

Der Unmut unter den Mitgliedern sei groß, dass sie nur die «Reste» an

Impfstoff bekämen, der über die Impfzentren hinaus übrig bleibe,
sagte der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg,
Norbert Metke, der «Ärzte Zeitung». Nach einer Umfrage unter den
KV-Mitgliedern gebe es eine hohe Bereitschaft zur Teilnahme. In der
Petition plädiert die KVBW für einen sofortigen Strategiewechsel.
«Die zentralen Impfzentren sollen bis auf wenige notwendige
Einrichtungen geschlossen und die Impfungen auf die Arztpraxen
verlagert werden», heißt es. Zu Beginn sei es richtig gewesen, die
Impfungen auf Zentren zu konzentrieren. Doch dieser Ansatz sei jetzt
«nicht mehr vermittelbar». Die Impfzentren seien «teuer und erfordern

einen riesigen Personalaufwand».