Zwei Impfzentren vorübergehend dicht - Mehr Termine für Astrazeneca

Noch ist das System der Corona-Impfungen fragil, wie sich am Dienstag
zeigte. Doch bald soll alles besser werden. Denn die Kampagne wird
auf breitere Füße gestellt.

Berlin (dpa/bb) - Unterschiedliche Signale in der Berliner Corona-
Impfkampagne: Einerseits mussten am Dienstag zwei Impfzentren mangels
Impfstoff für den Rest des Tages schließen, andererseits haben
Menschen zwischen 60 und 70 nun länger als zunächst geplant die
Möglichkeit, sich mit dem Vakzin von Astrazeneca impfen zu lassen.
Schließlich startete am Dienstag auch die Impfkampagne bei den
Hausärzten - wie viele Praxen in Berlin genau mitmachen, blieb jedoch
zunächst unklar.

Die Impfzentren in der Arena in Treptow sowie auf der Messe, in denen
das Vakzin des Herstellers Biontech verabreicht wird, hatten am
Dienstagnachmittag ihren Betrieb für den Tag eingestellt, teilte die
Gesundheitsverwaltung mit. Zur Begründung hieß es, dass ein
Impfstofftransport nach Berlin wegen mutmaßlich technischer
Schwierigkeiten aufgehalten worden sei. Allerdings wurden noch bis
zum frühen Abend zahlreiche Menschen eingelassen und laut einem
Sprecher mit bereits aufgezogenen Spritzen geimpft, damit die Dosen
nicht verfielen.

Am Mittwoch sollten die Impfungen in den betroffenen Zentren wie
gewohnt wieder aufgenommen werden. Die Lieferung sei inzwischen
eingetroffen, teilte die Senatsverwaltung noch am Dienstagabend mit.
«Sie umfasst rund 81 000 Impfstoffdosen», hieß es.

Menschen, deren Nachname mit den Buchstaben A bis I beginnt, erhalten
ihre Impfung demnach zur ursprünglichen Uhrzeit, jedoch am Mittwoch
7. April. Menschen, deren Nachname mit J bis Q beginnt, erhalten ihre
Impfung zur ursprünglichen Uhrzeit, jedoch am Donnerstag 8. April.
Menschen, deren Nachname mit R bis Z beginnt, erhalten ihre Impfung
zur ursprünglichen Uhrzeit, jedoch am Freitag 9. April. Der Ort
bleibt für alle unverändert. Betroffene müssten nicht nochmal mit der

Buchungs-Hotline Kontakt aufnehmen, hieß es.

Unterdessen ist der Impfstoff von Astrazeneca, der für Menschen unter
60 wegen bestimmter Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen wird, kein
Ladenhüter. Im Gegenteil: Aufgrund großer Nachfrage haben Menschen
zwischen 60 und 70 nun länger die Möglichkeit, telefonisch und ohne
Einladung im Impfzentren Tempelhof eine Impfung mit diesem Vakzin zu
buchen. Dort stünden nunmehr statt bis 11. April Termine bis zum 18.
April zur Verfügung, teilte die Gesundheitsverwaltung am Dienstag
mit. Die Termin-Hotline ist unter 030 9028-2200 zu erreichen.

Im Impfzentrum Tegel, in dem seit 2. April ebenfalls Astrazeneca für
60- bis 70-Jährige Menschen zum Einsatz kam, liefen die Impfungen für

diesen Personenkreis dagegen wie geplant am Dienstag aus. Ab Mittwoch
wird dort Biontech verimpft.

Bund und Länder hatten vor einer Woche nach einer Empfehlung der
Ständigen Impfkommission (Stiko) beschlossen, den Impfstoff von
Astrazeneca in der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahre
einzusetzen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen)
in Hirnvenen bei Jüngeren.

Daraufhin war in Berlin die zusätzliche Möglichkeit für 60- bis
70-Jährige geschaffen worden, sich mit Astrazeneca impfen zu lassen.
Für alle anderen Impfstoffe gilt weiterhin die bundesweit einheitlich
festgelegte offizielle Reihenfolge (Priorisierung). Demnach werden
momentan unter anderem die über 70-Jährigen sowie Menschen mit
bestimmten schweren oder chronischen Erkrankungen in den Impfzentren
gegen Corona geimpft.

Am Dienstag lief bundesweit die Corona-Impfkampagne der Hausärzte
offiziell an. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci hofft
dadurch auf neuen Schwung bei den Impfungen, bei denen es in ganz
Deutschland seit Monaten aus Mangel an Impfstoff eher langsam
vorangeht. «Wir setzen jetzt darauf, dass die Kassenärztliche
Vereinigung das, was sie immer als ihre Stärke benannt hat, nämlich
die Menschen schnell impfen zu können, auch schnell tut», sagte die
SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.

Wieviele Hausarztpraxen in Berlin beim Impfen mitmachen, ist nach
Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Berlin unklar. Da die
Praxen ihre Impfdosen über die Apotheken bestellt hätten, fehle eine
aktuelle Übersicht, sagte KV-Sprecherin Dörthe Arnold. Eine Abfrage
bei 2500 Praxen habe allerdings jüngst ergeben, dass etwa 1800 bei
Impfen mitmachen wollen.

Dass alle schon am Dienstag impften, galt aber als unwahrscheinlich.
Denn wegen der Osterfeiertage war davon auszugehen, dass viele Praxen
erst im Verlauf des Dienstag den bestellten Impfstoff erhielten.
Zudem ist die Menge Impfstoff pro Praxis - etwa 20 Dosen - in der
ersten Woche noch recht gering. Die Mengen sollen sich, so hatte es
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) versprochen, aber bald
deutlich erhöhen.

Im Rahmen eines Modellversuchs impfen laut KV rund 200 Berliner
Arztpraxen schon länger. Allerdings brachten sie von den 42 000 Dosen
Impfstoff, die sie erhielten, nach Angaben der Gesundheitsverwaltung
bisher lediglich 3600 an den Mann oder die Frau.

Laut Robert Koch-Institut wurden bis einschließlich Montag in Berlin
13,0 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal gegen Corona geimpft.
6,4 Prozent erhielten bis dahin auch ihre Zweitimpfung.