Kaum Kontakt bei kühler Witterung - 700 000 Impfungen in Berlin

Die Ostertage locken viele Menschen ins Freie. Da gelten aber die
jüngsten Kontaktbeschränkungen. Kühle Witterung hilft der Polizei.
Gleichzeitig wird weiter geimpft.

Berlin (dpa) - In den sechs Testzentren Berlins sind bisher rund
700 000 Impfungen erfolgt. Darunter seien etwa 475 000 Erstimpfungen,
berichtete Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) am Montag während
eines gemeinsamen Besuches mit Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
(CDU) im Impfzentrum Messe. «Wir machen keine Pause», sagte die
SPD-Politikerin. Über Ostern habe es mehr als 7000 Einsätze gegeben.

Die Resonanz auf die neue Möglichkeit von Impfungen mit Astrazeneca
in der Altersgruppe zwischen 60 und 70 Jahren sei positiv. «Das ist
sehr gut angenommen worden. Wir haben über 18 000 Impfungen bisher
gehabt und 55 000 Buchungen», bilanzierte Kalayci. Es gebe aber noch
buchbare Termine. Zu der Altersgruppe gehören in Berlin rund 300 000
Menschen, die nicht unter chronischen Krankheiten leiden. Starker
Andrang und ein technisches Problem hatten Terminbuchungen zunächst
erschwert.

Kalayci und Spahn ließen sich das von der Malteser-Hilfsorganisation
organisierte Zentrum zeigen. Dabei wurden sie auch Zeugen, wie die 80
Jahre alte Berlinerin Rosemarie Langwald ihre zweite Impfung mit dem
Biontech-Impfstoff erhielt. In zwei Schichten mit jeweils rund 260
Einsatzkräften werden im diesem Zentrum aktuell täglich etwa 3500
Menschen geimpft. Die Kapazität liegt bei 3800 Impfungen.

Spahn warnte vor anhaltender Ansteckungsgefahr durch das
Corona-Virus. «Impfen verhindert nicht die dritte Welle, die dritte
Welle wächst», sagte der CDU-Politiker. Die Situation auf den
Intensivstationen und in den Kliniken angesichts steigender
Auslastungszahlen nannte er besorgniserregend. «Wir müssen diese
dritte Welle miteinander brechen und Kontakte reduzieren», sagte er.
«Vor allem im privaten Bereich, in den Schulen, auf Arbeit, wo es
eben geht.»

Die neuen Kontaktbeschränkungen in Berlin sind am Osterwochenende
weitgehend beachtet worden. Die kühle Witterung dürfte dabei eine
wichtige Rolle gespielt haben. Zwar lockte die Sonne etwa mitunter
viele Menschen in Parks und an die Gewässer der Hauptstadt. Die
Polizei hatte aber bei ihren Kontrollen weitgehend keine Probleme,
registrierte allerdings einige Verstöße gegen die Corona-Regeln.
Größere Partys in nächtlichen Parks blieben angesichts von
Temperaturen im einstelligen Bereich aus.

Am Samstag zählten Beamte nach Polizeiangaben rund 190
Ordnungswidrigkeiten und 20 Strafanzeigen im Zusammenhang mit
Corona-Regeln. In Berlin-Lichtenberg löste die Polizei eine Party mit
47 Feiernden auf. In Reinickendorf beendeten Beamte zwei verschiedene
Geburtstagsfeiern mit neun und 14 Gästen. Nirgends wurde Abstand
gehalten oder Mund-Nasen-Schutz getragen.

Für den Besuch von Gottesdiensten mussten Gläubige einen negativen
Corona-Test vorweisen. Folge etwa im Berliner Dom: Der evangelische
Bischof Christian Stäblein musste am Sonntag vor weitgehend leeren
Kirchenbänken predigen, ein Stream sollte Abhilfe schaffen.

Die Test-Regel hat dem Einzelhandel ebenfalls leere Läden beschert.
«Die Auslastung lag zwischen zwei und zehn Prozent», sagte der
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils
Busch-Petersen, der dpa am Samstag. «So bringt das nichts, das kann
kein Modell für länger sein.» Die Kosten lägen für eine solche
Nachfrage zu hoch. «Eigentlich müssten wir die Bude zumachen»,
umschrieb er die Stimmung in vielen Häusern.

Innensenator Andreas Geisel will auf die Einhaltung der seit Freitag
in der Stadt geltenden nächtlichen Kontaktbeschränkungen dringen.
«Wir sind jetzt am Wochenende jede Nacht mit drei Hundertschaften der
Polizei unterwegs, um dem noch ein bisschen Nachdruck zu verleihen»,
sagte der SPD-Politiker im RBB Inforadio. Laut Senatsverwaltung waren
700 Kräfte im Einsatz. An den ersten beiden Tagen seien etwa 10 000
Menschen angesprochen worden. «Das wichtigste Instrument für die
Polizei ist das Wort», sagte Geisel.

An einem Corona-Testzentrum am Lützowplatz im Stadtteil Tiergarten
entdeckte eine Mitarbeiterin am Sonntag Brandschäden an einem
aufgestellten Zelt und einem Container. Das Feuer sei offenbar von
selbst erloschen. Eine politische Motivation werde geprüft, hieß es
bei der Polizei.

In Berlin sind weitere 194 Infektionen mit dem Corona-Virus erkannt
worden. Innerhalb einer Woche wurden 128,8 Ansteckungen je 100 000
Einwohner als Sieben-Tage-Inzidenz registriert. Die Berliner
Corona-Ampel zeigt nach Angaben vom Sonntag bei der Inzidenz weiter
Rot. Beim sogenannten R-Wert ist sie mit 1,0 noch im grünen Bereich.
Der R-Wert gibt an, wie viele Menschen eine infizierte Person
durchschnittlich ansteckt. 21,2 Prozent der Intensivbetten sind mit
Covid-19-Patienten belegt. Die Ampel zeigt hier weiter Gelb.