Deutlich mehr Corona-Patienten auf Intensivstation

Immer mehr Corona-Patienten müssen wieder auf Intensivstation - eine
markante Schwelle ist überschritten. Wie sich das Infektionsgeschehen
über Ostern verändert hat, ist nur schwer zu beurteilen.

Berlin (dpa) - Die Zahl der Corona-Patienten in intensivmedizinischer
Behandlung hat über Ostern erstmals seit zwei Monaten wieder die
Marke von 4000 überschritten. So lagen am Montag 4144 Corona-Fälle
auf der Intensivstation, wie die Deutsche Interdisziplinäre
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) in ihrem
täglichen Corona-Bericht schrieb (Stand 5.4., 12.15 Uhr). Das sind 93

Patienten mehr als am Vortag und über 500 mehr als vor einer Woche.

Rund 56 Prozent der Covid-Patienten auf Intensivstation werden
aktuell invasiv beatmet. Die Zahl der bundesweit
freien Intensivbetten (ohne 7-Tage-Notfallreserve) wird mit 3775
angegeben.

Anfang Januar erreichte die Zahl der Covid-Intensivpatienten einen
Höhepunkt mit mehr als 5500 Fällen. Mit dem Abschwellen der zweiten
Welle ging diese Zahl deutlich zurück, Anfang März waren es weniger
als 3000 Patienten. Mit der steigenden Zahl an Neuinfektionen in der
dritten Welle geht auch die Zahl der Intensivpatienten wieder nach
oben. Dies geschieht mit Verzögerung, auch weil zwischen einer
Infektion und einer Einlieferung ins Krankenhaus einige Zeit vergeht.

Inwieweit sich die Infektionslage über Ostern verändert hat, ist
derzeit noch schwer einzuschätzen. Das RKI weist darauf hin, dass
rund um die Osterfeiertage vielerorts meist weniger Tests gemacht und
gemeldet werden. Zudem könne es sein, dass nicht alle
Gesundheitsämter und zuständigen Landesbehörden an allen Tagen an das

RKI übermitteln. Die berichteten Fallzahlen dürften dadurch niedriger
ausfallen und nur eine eingeschränkte Aussagekraft haben.

Das ist auch bei der Interpretation der Sieben-Tage-Inzidenz - also
der Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche - zu
beachten, die das RKI am Ostermontag mit 128,0 angab. Am Vortag lag
sie bei 127,0, am Gründonnerstag noch bei 134,2. Vor drei Wochen gab
das RKI den Wert mit 82,9 an.

Im Laufe des Sonntags hatten die Gesundheitsämter dem RKI binnen
eines Tages 8497 Corona-Neuinfektionen gemeldet. Zudem wurden
innerhalb von 24 Stunden 50 neue Todesfälle verzeichnet. Das geht aus
Zahlen des RKI von Montagmorgen hervor. Vor genau einer Woche hatte
das RKI binnen eines Tages 9872 Neuinfektionen und 43 neue Todesfälle
verzeichnet.

Mediziner und Wissenschaftler fordern seit Tagen eindringlich einen
harten Lockdown, um die Infektionszahlen zu drücken und dadurch auch
den Druck von den Kliniken zu nehmen. Wenn sich der derzeitige Trend
fortsetze, «sind wir in weniger als vier Wochen an der regulären
Kapazitätsgrenze angelangt», sagte Christian Karagiannidis kürzlich
der «Rheinischen Post». Er ist wissenschaftlicher Leiter des
Divi-Intensivregisters.

Der bundesweite Sieben-Tage-R-Wert lag laut RKI-Lagebericht von
Montagnachmittag bei 0,90 (Vortag: 0,97). Das bedeutet, dass 100
Infizierte rechnerisch 90 weitere Menschen anstecken. Der Wert bildet
jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für
längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er
anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen.