Oster-Appell des Papstes: Mehr Corona-Impfungen in ärmeren Staaten

Papst Franziskus feiert bereits zum zweiten Mal ein Ostern im
Corona-Modus. In seiner Osterbotschaft spielt das Virus eine große
Rolle. Aber er denkt auch an andere internationale Probleme.

Rom/Jerusalem (dpa) - Ein Papst-Appell zum schnelleren Impfen in
armen Ländern und ein menschenleerer Petersplatz: Die Corona-Pandemie
hat zum zweiten Mal in Folge die Osterfeierlichkeiten im Vatikan
geprägt. Papst Franziskus forderte in seiner Osterbotschaft im
Petersdom am Sonntag, dass die Anti-Corona-Impfstoffe international
solidarisch verteilt werden müssten. Zugleich warnte das katholische
Kirchenoberhaupt vor einem militärischen Wettrüsten in der Welt.

«Die Pandemie ist immer noch in vollem Gange. Die soziale und
wirtschaftliche Krise ist sehr schwer, besonders für die Ärmsten»,
sagte Franziskus. «Trotzdem - und das ist skandalös - nehmen die
bewaffneten Konflikte kein Ende und die militärischen Arsenale werden
verstärkt.» Der oberste Katholik ermahnte die Regierenden, «den neuen

Rüstungswettlauf einzudämmen».

Franziskus forderte, Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung zu
überwinden. Beim Verteilen müsse man auch an die ärmsten Länder
denken. Der Papst und viele Menschen im Vatikan sind schon geimpft.

Die Feier der Auferstehung von Jesus Christus deutete der 84-jährige
Argentinier als Anlass der «Hoffnung für alle, die weiterhin unter
der Pandemie leiden». Franziskus musste das höchste christliche Fest
erneut mit vielen Einschränkungen und ohne die früher üblichen
Pilgermassen begehen. Dabei wirkte der Papst sogar dann bedrückt,
wenn er Mut machen wollte.

Franziskus ist bekannt dafür, dass er gerne unter Menschen geht. Fast
alle Riten der Karwoche und der Ostertage wurden jedoch in die
riesige Basilika verlegt. Bei den größeren Feiern ließ der Vatikan
meist nur rund 200 Kardinäle, andere Würdenträger und Gläubige als

Zuhörer zu.

Der Petersplatz, auf dem sonst Tausende dem Papst-Segen «Urbi et
Orbi» (Für die Stadt und den Erdkreis) folgen, blieb am Sonntag - wie
an den anderen Festtagen - fast leer. Franziskus sprach den Segen im
Dom. Er erließ damit den Gläubigen die Strafen für bereute und
gebeichtete Sünden.

Im Heiligen Land feierten Christen am Sonntag ebenfalls Ostern. Der
höchste katholische Würdenträger dort, Patriarch Pierbattista
Pizzaballa, zelebrierte in der Grabeskirche in Jerusalem die Messe
und rief die Kirche zu neuem Mut auf. «In diesem vergangenen Jahr
haben wir auf der Welt vor allem die Infektionen, die Kranken, die
Toten gezählt» sagte er. Die Welt sei «müde und verletzt, erschöp
ft
von der Pandemie und den vielen Situationen von Angst, Tod und
Schmerz». Die Menschen bräuchten nun eine «Kirche mit offenen Augen
».

Insgesamt war dieses zweite Corona-Ostern in Rom eher eine Woche der
kleinen Gesten. Das zeigte etwa der Karfreitag. Was in früheren
Jahren als spektakuläre Prozession am Kolosseum ablief, ersetzte der
Vatikan durch eine Mini-Veranstaltung auf dem Petersplatz. Dabei
gaben kleine Mädchen und Jungen der Feier den besonderen Charakter.

Am Ostermontag widmete Franziskus sein Mittagsgebet den alten und
kranken Menschen sowie den Bewohnern von Pflegeheimen. Diesen
Menschen wolle er ein Zeichen der Ermutigung senden, sagte er in der
Bibliothek des Apostolischen Palastes.

Die italienische Regierung in Rom hatte das gesamte Land übers Fest
zur Roten Zone mit strengen Reise- und Kontaktsperren erklärt.
Ausländische Touristen waren kaum in der Hauptstadt. Das
60-Millionen-Einwohner-Land zählte seit Februar 2020 mehr als 111 000
Corona-Tote.