Jeans und Drogerieartikel - Wie Modeläden in der Pandemie öffnen

Viele Modegeschäfte sind in der Pandemie seit Monaten dicht. Mit
neuen Konzepten versuchen einzelne Geschäfte, den Lockdown zu
umgehen.

Helmbrechts/Freyung (dpa/lby) - Zwischen Jeans und Hemden stapeln
sich nun Bio-Kaffee, Sportlermüsli und Naturseifen: Mit erweitertem
Sortiment darf ein Modeladen in Helmbrechts (Landkreis Hof) trotz
hoher Infektionszahlen öffnen. «Die Leute nehmen das extrem gut an»,

sagte Michael Spitzbarth, Geschäftsführer von «Bleed Clothing».

Das Tante-Emma-Konzept ist für Spitzbarth auch ein «kreativer
Protest». Wenn Supermärkte und Drogerien Spielsachen und Mode
verkaufen dürften, könne er in seinem Modeladen unter strengen
Hygienevorschriften auch Schnaps, Kosmetik und Holzzahnbürsten
anbieten.

Schon vor dem Lockdown habe er einzelne Lebensmittel wie Kaffee im
Sortiment gehabt, sagte Spitzbarth. Die Artikel des täglichen Bedarfs
hätten damals etwa 15 bis 20 Prozent ausgemacht, nun seien esmehr als
50 Prozent. «Angesichts dessen war eine Öffnung möglich», erklärt
e
eine Sprecherin des Landratsamtes auf Nachfrage. Doch darüber müsse
immer im Einzelfall entschieden werden.

Auch im niederbayerischen Freyung gibt es einen «Klopapier&Fashion
Store» mit Toilettenpapier, Nudeln, Spirituosen und Frühjahrsmode -
doch hier griffen die Behörden durch und forderten eine schriftliche
Stellungnahme. Das Landratsamt ging davon aus, «dass es sich hier um
keine ernsthafte Sortimentsumstellung handelt und dieser Betrieb
weiterhin als Modegeschäft und nicht als Mischbetrieb geführt wird»,

sagte ein Sprecher. Der Fall werde geprüft.

Norbert Kremsreiter, Geschäftsführer von «Trendline - Fashion in
Freyung», möchte das Sortiment noch weiter ausbauen, bald auch
Zeitungen verkaufen und einen Paketshop eröffnen. «Ich bin
Unternehmer und kein Unterlasser. Wir müssen uns verändern und können

nicht warten, bis wir absaufen.»

Bei beiden Läden handle es sich um Einzelfälle, betonte Bernd
Ohlmann, Geschäftsführer des Handelsverbandes Bayern. «Das zeigt die

absolute Verzweiflung der Händler.» Doch durch solche Aktionen werde
die Politik die geltenden Regelungen nur noch weiter verschärfen und
geplante Öffnungsschritte wieder zurücknehmen.