Oster-Appell des Papstes: Weniger Waffen und mehr Impfungen weltweit Von Petra Kaminsky, dpa

Franziskus feiert bereits zum zweiten Mal ein Ostern im Corona-Modus.
Der Papst fordert ein Ende der «Mentalität des Krieges» in der Welt
und will Mut machen. In seiner Osterbotschaft spielt dabei das Virus
eine große Rolle.

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat in seiner Osterbotschaft zu Hoffnung
in der Corona-Pandemie aufgerufen. Zugleich warnte er vor einem
militärischen Wettrüsten in der Welt. Das katholische
Kirchenoberhaupt betonte bei seinem zweiten Ostern im Corona-Modus,
dass die Impfstoffe gegen das Virus international solidarisch
verteilt werden müssten. «Die Pandemie ist immer noch in vollem
Gange. Die soziale und wirtschaftliche Krise ist sehr schwer,
besonders für die Ärmsten», sagte Franziskus am Sonntag im Petersdom.


«Trotzdem - und das ist skandalös - nehmen die bewaffneten Konflikte
kein Ende und die militärischen Arsenale werden verstärkt», sagte er.

«Es gibt immer noch zu viele Kriege und zu viel Gewalt auf der Welt.»
Der oberste Katholik ermahnte die Regierenden in aller Welt, «den
neuen Rüstungswettlauf einzudämmen». Die «Mentalität des Krieges
»
müsse überwunden werden. Dieser Sonntag sei auch der Tag der
Minenaufklärung. Anti-Personenminen seien «heimtückische und
schreckliche Sprengkörper», so der Papst.

Die Feier der Auferstehung von Jesus Christus deutete der 84-jährige
Argentinier als Anlass der «Hoffnung für alle, die weiterhin unter
der Pandemie leiden». Franziskus musste das höchste christliche Fest
erneut mit vielen Einschränkungen und ohne die früher üblichen
Pilgermassen begehen. Dabei wirkte der Papst sogar dann oft bedrückt,
wenn er Mut machen wollte.

Franziskus ist bekannt dafür, dass er gerne unter Menschen geht. Fast
alle Riten der Karwoche und der Ostertage wurden jedoch wegen des
Gesundheitsschutzes in die riesige Basilika verlegt. Am Sonntag war
sie mit weißen Rosen aus den Niederlanden geschmückt. Bei den Feiern
hatte der Vatikan meist nur rund 200 Kardinäle, andere Würdenträger
und Gläubige als Zuhörer zugelassen. Der Petersplatz, auf dem sonst
Tausende Menschen dem Papst-Segen «Urbi et Orbi» (Für die Stadt und
den Erdkreis) folgen, blieb leer. Franziskus sprach den Segen am
Sonntag im Dom. Damit erlässt er den Gläubigen die Strafen für
bereute und gebeichtete Sünden.

In seiner Ansprache forderte Franziskus die internationale
Gemeinschaft auf, Verzögerungen bei der Impfstoffversorgung zu
überwinden und «eine solidarische Verteilung speziell mit den ärmsten

Ländern zu fördern».

Er mahnte generell, dass Armut, Krieg und Gewalt bekämpft werden
müssten. Dabei erwähnte Franziskus etwa Haiti, Syrien, den Jemen, die
Ostukraine, das Gebiet Berg-Karabach im Kaukasus sowie Nigeria und
die äthiopische Konfliktregion Tigray. Auch die Stadt Jerusalem möge
Frieden finden, genau wie Israelis und Palästinenser.

Im Heiligen Land feierten Christen am Sonntag ebenfalls Ostern. Der
höchste katholische Würdenträger dort, Patriarch Pierbattista
Pizzaballa, zelebrierte in der Grabeskirche in Jerusalem die Messe.

«Ich bin den jungen Menschen auf der ganzen Welt nahe, und in dieser
Stunde besonders denen in Myanmar, die sich für die Demokratie
starkmachen (...)», sagte der Papst. Er bete für einen Weg des
Friedens im Irak, den er im März bei seiner ersten Auslandsreise seit
Pandemiebeginn besucht hatte.

Insgesamt war dieses zweite Corona-Ostern in Rom eher eine Woche der
kleinen Gesten. Das zeigte etwa der Karfreitag. Was in früheren
Jahren als spektakuläre Prozession am Kolosseum in Rom mit
Pilgermassen ablief, ersetzte der Vatikan durch eine
Mini-Veranstaltung auf dem Petersplatz. Dabei gaben kleine Mädchen
und Jungen der Feier den besonderen Charakter. Ihre Texte wurden
verlesen, Vatikanexperten kommentierten im Fernsehen bunte
Kinderzeichnungen zur Kreuzigung.

Viel Aufmerksamkeit fand, dass Franziskus am Gründonnerstag eine
Messe in der Hauskapelle des von ihm als Kardinal geschassten Angelo
Becciu besuchte. Selbst die vatikanische Medienplattform «Vatican
News» berichtete über das «private» Event. Franziskus hatte den
Italiener im September 2020 zum Rücktritt gedrängt. Dabei sollen
undurchsichtige Finanzgeschäfte im Vatikan eine Rolle gespielt haben.
Kirchenfachleute spekulierten, ob das vorösterliche Treffen eine
Rehabilitierung einläuten könnte. Oder ob es zeigen sollte, dass der
Papst offiziell Strenge walten lässt, aber menschlich eine Geste der
Vergebung senden kann, wie der Theologe Giovanni Ferretti der
Nachrichtenagentur Adnkronos zufolge vermutete.

Außerdem spazierte der 84-Jährige dieser Tage überraschend ins
Impfzentrum des Vatikans. Dort wurden auch Obdachlose immunisiert.
Der Papst und ein großer Teil der Menschen im Vatikan sind schon
geimpft.

In Italien galten über Ostern strenge Reise- und Kontaktverbote. Das
60-Millionen-Einwohner-Land zählte seit Februar 2020 mehr als 110 000
Corona-Tote.