Richter in Brasilien lässt Präsenzgottesdienste zu Ostern zu

Brasília (dpa) - Trotz Höchstwerten bei den Corona-Zahlen hat in
Brasilien ein Richter am Obersten Gerichtshof den Weg für
Präsenzgottesdienste zu Ostern freigemacht. Er erließ am Samstag eine
einstweilige Verfügung, der zufolge Bundesstaaten und Gemeinden den
Besuch religiöser Feiern wegen der Pandemie nicht komplett untersagen
dürfen. Bereits verhängte Verbote erklärte der Richter für ungült
ig,
wie brasilianische Medien berichteten. Gleichwohl gebe es mehrere
Auflagen: Die Gotteshäuser dürften nur bis 25 Prozent ihrer Kapazität

ausgelastet sein, es müssten Masken getragen und Abstand gehalten
werden.

Eine Vereinigung evangelikaler Juristen hatte geklagt, weil die in
Teilen des südamerikanischen Landes erlassenen Verbote aus ihrer
Sicht gegen das Grundrecht auf Religionsfreiheit und das Prinzip des
staatlichen Säkularismus verstießen. Gerade in schwierigen Zeiten wie
jetzt während der Pandemie sei der Trost durch religiöse Aktivitäten

unverzichtbar, argumentierte der Richter nun den Berichten zufolge.
Die Karwoche sei für ein mehrheitlich christliches Land von großer
Bedeutung.

In keinem anderen Staat werden derzeit täglich mehr Todesfälle
infolge einer Covid-19-Erkrankung verzeichnet als in Brasilien, dem
mit 210 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten katholischen Land
der Welt. Seit Beginn der Pandemie wurden dort mehr als 330 000 Tote
registriert - mehr sind es nur in den USA. Am vergangenen Mittwoch
meldete Brasiliens Gesundheitsministerium den bisherigen Höchstwert
von 3869 Todesfällen innerhalb von 24 Stunden.