Immer mehr Fälle von Coronavirus-Varianten in Brandenburg

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in einer
Woche hat in Brandenburg die Marke von 150 überschritten. Nur in drei
Ländern ist es noch mehr. Sorgen macht der Landesregierung, dass
immer mehr Fälle von Virusvarianten auftreten.

Potsdam (dpa/bb) - In Brandenburg steigt die Zahl besorgniserregender
Coronavirus-Varianten stark. In der vergangenen Woche seien 1924
Fälle gezählt worden, in der Woche davor 1510, teilte das
Gesundheitsministerium in Potsdam mit. In der zweiten März-Woche lag
die Zahl noch bei 992. Am häufigsten kommt dabei die zuerst in
Großbritannien entdeckte, sehr ansteckende Corona-Variante B.1.1.7
vor. Ihr Anteil an allen Corona-Fällen lag in Brandenburg in der
vergangenen Woche bei 41,5 Prozent, in einigen Bundesländern ist er
noch höher. Deutlich seltener ist in Brandenburg die Zahl der in
Südafrika verbreiteten Variante B.1.351.

Die meisten Fälle der britischen Corona-Variante wurden mit 600
bisher im Landkreis Oder-Spree gezählt, gefolgt vom Kreis Elbe-Elster
mit 592 Fällen und dem Kreis Oberhavel mit 530 Fällen. Elbe-Elster
ist der Landkreis mit der höchsten Zahl neuer Ansteckungen pro 100
000 Einwohner in einer Woche. Die in Südafrika verbreitete Mutante
B.1.351 kam bisher verstärkt im Landkreis Barnim vor mit 21 Fällen
bis Ende März.

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) bezeichnete die Lage
mit Blick auf die höhere Gefährlichkeit der Varianten im
Krankheitsverlauf am Donnerstag als «außerordentlich
besorgniserregend». Besonders betroffen mache, dass Ausbrüche bei
Kindern und jungen Menschen in Kita und Hort bundesweit stark
zugenommen hätten, sagte sie im Gesundheitsausschuss des Landtags.
Das zeige den Ernst der Lage.

Am kommenden Dienstag will das Kabinett den Schwerpunkt auf Schulen
setzen, wie es im Gesundheitsausschuss hieß. Dort soll über eine
mögliche Pflicht von Corona-Tests für Schülerinnen und Schüler
gesprochen werden. Diese ist in anderen Bundesländern nach den
Osterferien geplant. Das Bildungsministerium hatte die Pflicht zum
Präsenzunterricht in Brandenburg bis zu den Osterferien ausgesetzt.

Die Zahl neuer Corona-Infektionen in Brandenburg pro 100 000
Einwohner in einer Woche hat die Marke von 150 überschritten. Der
Wert stieg am Freitag auf knapp 151, teilte das
Gesundheitsministerium mit. Damit liegt das Land im bundesweiten
Vergleich auf dem vierthöchsten Rang hinter Thüringen, Sachsen und
Sachsen-Anhalt, wie aus Zahlen des Robert Koch-Instituts hervorgeht.

In Brandenburg gilt eine regionale Notbremse, wenn die
7-Tage-Inzidenz in einem Landkreis oder einer kreisfreien Stadt drei
Tage hintereinander über 100 liegt. Dann darf sich ein Haushalt nur
noch mit einer weiteren Person treffen, Einkaufen mit Termin ist
gestrichen, auch Museen haben wieder zu. Von Donnerstag bis
Dienstagmorgen gilt eine Verschärfung: Wo die Notbremse gezogen
werden muss, tritt auch eine Ausgangsbeschränkung zwischen 22.00 Uhr
und 5.00 Uhr in Kraft, dafür gibt es Ausnahmen wie den Arbeitsweg.

In fast allen Kreisen und Städten gilt die Notbremse. Die Uckermark
liegt bisher unter der 7-Tage-Inzidenz von 100. Im Kreis
Dahme-Spreewald liegt der Wert seit Donnerstag wieder über 100. Die
Polizei entdeckte bei Kontrollen in der ersten Nacht der
Ausgangsbeschränkung bisher einen Verstoß. Bei 50 Kontrollen sei eine
Ordnungswidrigkeit im Süden Brandenburgs festgestellt worden, sagte
ein Sprecher. «Die Brandenburgerinnen und Brandenburger halten sich
dran.»

Für das Osterfest wird die Vorgabe für private Treffen gelockert.
Über Ostern kann sich auch bei einer 7-Tage-Inzidenz von über 100 ein
Haushalt mit einem weiteren treffen, insgesamt dürfen höchstens fünf

Personen zusammen sein, Kinder bis 14 Jahren ausgenommen. Auch für
Besuche in Pflegeheimen werden die Beschränkungen gelockert. Aus
Sicht des Verbands privater Anbieter sozialer Dienste in Brandenburg
ist das ein großes Risiko. Der Gesundheitsausschuss gab für die neuen
Bestimmungen am Donnerstag grünes Licht.

Mit fast 57 000 Corona-Impfungen ist in Brandenburg nach Angaben des
Innenministeriums die zweithöchste Zahl innerhalb einer Woche
verabreicht worden - Impfstoff ist aber weiter knapp. Bisher hätten
knapp 344 000 Menschen eine erste Impfung erhalten, fast 105 000
Menschen eine zweite. Wegen des Impfstoffmangels sind die Impfzentren
am Karfreitag, Ostersonntag und Ostermontag geschlossen, sie haben
aber am Karsamstag geöffnet. Mit dem Anteil der Erstimpfungen an der
Bevölkerung lag Brandenburg zuletzt im oberen Mittelfeld, mit den
Zweitimpfungen dagegen hinten. Seit Freitag können pflegende
Angehörige und je zwei Kontaktpersonen von Schwangeren Rest-Termine
für Impfungen online bekommen. Nach Ostern soll das Impfen in
Arztpraxen ausgeweitet werden.