Ministerpräsident verurteilt gewalttätiges Massentreffen in Brüssel

Belgiens Regierungschef hat Ausschreitungen in Brüssel scharf
kritisiert. Mehr als tausend zumeist junge Menschen hatten sich in
einem Brüsseler Park getroffen, ohne Abstands- und Hygieneregeln zu
beachten. Für Freitagabend wird schon wieder zum Feiern aufgerufen.

Brüssel (dpa) - Nach heftigen Ausschreitungen bei einem illegalen
Massentreffen in einem beliebten Park in Brüssel hat Belgiens
Ministerpräsident Alexander De Croo diese als «völlig inakzeptabel»

verurteilt. In einem Statement auf Twitter kündigte er am Freitag
Unterstützung für verletzte Polizisten an. Wie die Nachrichtenagentur

Belga am Donnerstagabend unter Berufung auf einen Polizeisprecher
berichtete, wurden bei dem Einsatz in dem Park unweit des
Stadtzentrums mindestens 26 Beamte verletzt.

Wasserwerfer, berittene Polizisten und Polizeihunde kamen zum
Einsatz. Schätzungen der Sicherheitskräfte zufolge versammelten sich
rund 1500 bis 2000 Menschen im Bois de la Cambre, wo sie gegen
Abstands- und Hygieneregeln verstießen. Vor dem Massenauflauf war
laut Belga über das Internet zu einer kostenlosen Musikveranstaltung
aufgerufen worden. Für Freitagabend sei erneut eine Feier im Park
angekündigt worden.

Bilder vom Ort des Geschehens zeigten blutüberströmte Polizisten,
mindestens eine brennende Barrikade und offensichtlich betrunkene
Jugendliche und junge Erwachsene. Auf einem Video, das vom
öffentlich-rechtlichen Rundfunk RTBF veröffentlicht wurde, war eine
Aufforderung der Polizei zum Auflösen der Versammlung zu hören - zu
Krawallen kam es augenscheinlich erst nach der Lautsprecherdurchsage.

Die Sicherheitskräfte wurden aus der teils sehr aggressiven
Menschenmenge heraus mit Flaschen beworfen und von zahlenmäßig
überlegenen Randalierern in die Enge getrieben. Mindestens ein
Beamter sei am Kopf getroffen und ins Krankenhaus gebracht worden,
berichte Belga unter Berufung auf die Polizei. Nach Belga-Angaben von
Freitag wurden 22 Menschen festgenommen.

De Croo sprach am Freitag zudem davon, dass er verstehen könne, wenn
die Menschen pandemiemüde seien. Er betonte jedoch, dass es
die Hygieneregeln aus guten Gründen gebe und sich die Krankenhäuser

füllten. In den vergangenen Tagen hatten bereits viele Menschen in
Brüssel das warme Frühlingswetter in den Parks der Stadt genossen. Zu
Szenen wie nun im Bois de la Cambre war es bislang jedoch nicht
gekommen.

Die Corona-Infektionszahlen in Belgien waren in den vergangenen
Wochen dramatisch angestiegen. Inzwischen liegt die 14-Tage-Inzidenz
offiziellen Angaben von Freitag zufolge bei knapp 560 Neuansteckungen
pro 100 000 Einwohner. Schon im Herbst hatte das Land mit 11,5
Millionen Einwohnern zeitweise eine der höchsten
Corona-Infektionsquoten in Europa verzeichnet. Strikte Beschränkungen
bremsten die Ausbreitung des Virus jedoch vorübergehend.