Hausärzte impfen nach Ostern auch Menschen ab 60 Jahren

Die neuen Richtlinien für den Einsatz des Astrazeneca-Wirkstoffs
haben Auswirkungen auf das Impfgeschehen in MV. Von kommender Woche
an kann sich jeder, der über 60 ist, ohne Vorbedingung um einen
Impftermin bemühen. Das Limit setzt aber weiter die Impfstoffmenge.

Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommern passt seine Impfstrategie
an die neuen Richtlinien der Ständigen Impfkommission an und beginnt
unmittelbar nach Ostern, Hausärzte stärker bei den Schutzimpfungen
gegen das Coronavirus einzubeziehen. Sie können dann in eigener Regie
auch Menschen impfen, die mindestens 60 Jahre alt sind und keiner
bevorzugten Prioritätengruppen angehören. Dafür sollen die Ärzte in

der kommenden Woche von Land 31 000 Dosen des Astrazeneca-Wirkstoffs
erhalten und vom Bund weitere 20 000 Dosen. In den Impfzentren, die
vielfach auch über Ostern arbeiten, soll das Tempo ebenfalls erhöht
werden. Dazu sollen steigende Lieferungen und eine weitere
Reduzierung der Sicherheitsreserven für Zweitimpfungen beitragen.

«Wir wollen unsere Impfkampagne im Land wesentlich beschleunigen»,
sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) am Donnerstagabend
nach einer kurzfristig anberaumten Sondersitzung ihres Kabinetts.
Zuvor hatte die Regierung mit Vertretern der Kommunen und
Ärzteverbände über das weitere Vorgehen zur Eindämmung der Pandemie

beraten.

Schwesig appellierte vor Beginn der Osterfeiertage an die
Bevölkerung, die geltenden Corona-Schutzbestimmungen gerade auch bei
Treffen in der Familie einzuhalten. Die neue Virus-Variante sei hoch
ansteckend und immer mehr Infizierte müssten in Kliniken behandelt
werden. «Achten Sie auf ihre eigenen Kontakte. Der Großteil der
Ansteckungen findet im privaten Bereich statt. Hier kann Politik und
hier will Politik nicht reinregieren. Hier setzen wir auf Ihre eigene
Vernunft», sagte Schwesig. Die Einhaltung der Reisebeschränkungen für

Auswärtige werde jedoch streng kontrolliert. Schwesig warb um
Verständnis, dass derzeit weder Urlaubsreisen noch Tagesausflüge nach
Mecklenburg-Vorpommern möglich seien.

Die Ständige Impfkommission hatte als Reaktion auf vereinzelte
Komplikationen bei jüngeren Patienten empfohlen, das Mittel von
Astrazeneca nur noch bei Menschen über 60 Jahre zu spritzen. Nach
Angaben von Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) können Impfwillige
dieser Altersgruppe von Freitag an über die Hotline oder die
Internet-Plattform auch Termine für Impfungen mit Astrazenca in den
Impfzentren des Landes vereinbaren.

Die bereits laufenden Impfungen von Grundschullehrern und
Erzieherinnen sollen nur noch mit den Impfstoffen der Hersteller
Biontech/Pfizer und Moderna erfolgen und bis zum 10. April
abgeschlossen sein. Bisher seien knapp 5000 Lehrer und fast eben so
viele Beschäftigte in Kindertagesstätten geimpft worden. Alle
Über-80-Jährigen im Land haben den Angaben zufolge eine Einladung zur
Impfung mit Biontech/Pfizer oder Moderna erhalten. Deren Impfungen
sollen schnellstmöglich abgeschlossen werden. In Pflegeheimen lebende
Senioren seien nahezu vollständig geimpft, hieß es.

Laut Gesundheitsministerium hat Mecklenburg-Vorpommern bislang rund
312 000 Impfdosen erhalten: 213 500 von Biontech/Pfizer, 21 600 von
Moderna sowie 76 800 von Astrazeneca. Bis zum 18. April werde die
Lieferung von weiteren 87 000 Dosen im Land erwartet, hieß es. Bis
einschließlich Mittwoch seien im Land rund 246 000 Corona-Impfdosen
verabreicht worden. 171 000 Menschen erhielten eine erste Impfung,
knapp 76 000 auch die zweite.

Gesundheitsminister Glawe zeigte sich zuversichtlich, dass in Kürze
auch mehr Corona-Schnelltests zur Verfügung stehen werden. Er gehe
davon aus, dass die Lieferengpässe schnell abebben. Laut Glawe gibt
es im Land rund 200 Stellen für kostenlose Schnelltests. Deren Zahl
solle erhöht werden. Der Landesapothekenverband hatte am Donnerstag
von zu wenigen Schnelltests berichtet. «Den Bedarf können wir noch
nicht abdecken», sagte Axel Pudimat, Vorsitzender des
Landesapothekenverbandes.

Von kommenden Dienstag an wird die Testpflicht im Nordosten
ausgeweitet. In allen Teilen des Bundeslandes, bis auf die Hansestadt
Rostock, ist dann ein negativer Test auch für das Shoppen notwendig.
Seit Mittwoch ist dies vielerorts bereits für körpernahe
Dienstleistungen wie Friseure oder Kosmetikstudios notwendig. Kunden
müssen laut Gesundheitsministerium maximal 24 Stunden vor dem Termin
einen Corona-Test gemacht haben - entweder in der Apotheke, in einem
Schnelltestzentrum oder mit einem gekauften Selbsttest vor Ort.

Offen blieb zunächst, wie es vom 12. April an in den Schulen des
Landes weitergeht. Darüber werde in der kommenden Woche entschieden,
hieß es. Die Osterferien enden am 7. April. An den folgenden Tagen
laufe der Unterricht so, wie er im jeweiligen Landkreis vor Ostern
organisiert gewesen sei.