WHO bei Impfziel vor dem Scheitern

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) steht bei ihrem
Ziel, bis zum 10. April in allen Ländern der Welt mit Impfungen gegen
das Coronavirus zu beginnen, vor dem Scheitern. WHO-Chef Tedros
Adhanom Ghebreyesus hatte reiche Länder vergangene Woche aufgerufen,
dringend zehn Millionen Impfdosen aus ihren Beständen zu spenden. Bis
Donnerstag erhielt er nach eigenen Angaben aber keine Zusagen. Die
WHO hatte Anfang Januar die Losung ausgegeben, dass in den ersten 100
Tagen des Jahres 2021 überall auf der Welt mit dem Impfen begonnen
werden soll. Der 100. Tag des Jahres ist der 10. April.

Tedros sagte in Genf, 20 Länder stünden in den Startlöchern für
Impfungen, hätten aber bislang keine einzige Dosis erhalten. «Ich
hoffe immer noch, dass ein paar politische Führungskräfte vortreten,
die vorausblickend und aufgeklärt sind», sagte Tedros. Die
UN-Impfinitiative Covax hat bislang 35 Millionen Impfdosen an
insgesamt 78 Länder ausgeliefert. Covax hatte vergangene Woche
eingeräumt, dass es Verzögerungen gibt.

Begründet wurde dies mit Exportbeschränkungen in Indien, wo ein
Großteil der für Covax bestimmten Astrazeneca-Impfdosen hergestellt
wird. Das 1,3-Milliarden-Einwohner-Land argumentiert, dass es die
Impfstoffe zunächst für die eigene Bevölkerung braucht. Insgesamt
verzögert sich dadurch die Lieferung von 90 Millionen Dosen.