Spahn für schnellen Verimpfung aller Astrazeneca-Dosen

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich
für eine schnellstmögliche Verabreichung des gesamten erwarteten
Impfstoffs von Astrazeneca ausgesprochen. «Wenn jetzt 1,7 Millionen
Dosen Astrazeneca am Wochenende geliefert werden mitten in der
dritten Welle, macht es sehr viel Sinn für den Schutz des Einzelnen
und für uns alle, wenn diese 1,7 Millionen Dosen auch
schnellstmöglich verimpft werden», sagte Spahn am Donnerstag in
Berlin. «Wir sind in der dritten Welle und sollten jeden schützen,
den wir schützen können - schnellstmöglich.»

Deutschlands oberster Kassenarzt Andreas Gassen hält den Impfstoff
«nach wie vor für sicher», wie er sagte. Er persönlich hätte auch
als
unter 60-Jähriger keine Bedenken, sich damit impfen zu lassen, sagte
der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Gassen ist 58.
«Die Nebenwirkungen sind selten», sagte er. Nach einer Empfehlung der
Ständigen Impfkommission (Stiko) wird Astrazeneca in Deutschland in
der Regel nur noch für Menschen ab 60 Jahre eingesetzt. Bei 2,7
Millionen verabreichten Astrazeneca-Dosen waren 31 Verdachtsfälle
einer Hirnvenenthrombose gemeldet worden, in neun Fällen tödlich.

Gassen sagte, auf den Beipackzetteln etwa bestimmter
Rheumamedikamente oder von Anti-Baby-Pillen würden «in deutlich
höheren Größenordnungen gleich schwere Risiken» genannt. «Da mach
t
keiner großes Bohei», so der KBV-Chef. «Nehmen Sie mal Viagra, da
stehen noch ganz andere Nebenwirkungen drin.» Für die Hausärzte, die

nun in breiter Fläche mit den Corona-Impfungen beginnen, sei es kein
Problem, über Astrazeneca aufzuklären. «Die Hausärzte sind ja
gewohnt, dass die Patienten sie fragen.» Die Hausärzte würden sich an

die Stiko-Empfehlung halten.

Spahn sagte: «Wir haben 24, 25 Millionen Menschen in Deutschland über
60.» Für das zweite Quartal würden etwa 15 Millionen Dosen
Astrazeneca erwartet. Ausreichend Menschen würden den Impfschutz
gerne annehmen. «Denn der Schutz ist gut.» Er selbst würde sich
grundsätzlich auch mit Astrazeneca impfen lassen, sagte Spahn. «Ja,
wenn ich dran wäre.» Er würde wie bei anderen Gesundheitsfragen die
Sache vorher mit seinem Arzt abklären.

Die Millionen Menschen mit Astrazeneca-Erstimpfung würden ebenso wie
alle anderen komplett geimpft, versprach Spahn. Hintergrund ist, dass
die Stiko erst entscheiden will, wie es mit der Zweitimpfung bei
Unter-60-Jährigen sein soll. «Wir werden sicherstellen, dass jeder
Bundesbürger, der will, einen vollen Impfschutz bekommt und ein
Impfschema, das diesen vollen Impfschutz garantiert, und sei es,
indem wir ein neues Impfschema beginnen», sagte Spahn.