Praxen wollen Astrazeneca-Impfungen für Menschen unter 60 vermeiden

Berlin (dpa) - Deutschlands Kassenärzte wollen möglichst vermeiden,
Menschen unter 60 Jahren mit dem Impfstoff von Astrazeneca zu impfen.
«Der Zeitbedarf für eine Beratung und intensive Aufklärung jüngerer

Patienten steht einer schnellen Impfkampagne diametral entgegen»,
sagte der Vizechef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Stephan
Hofmeister, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). «Wir wollen
schnell und zügig impfen.» Daher empfehle die Bundesvereinigung,
Astrazeneca nur Menschen über 60 zu spritzen.

Für den Fall, dass ein Arzt doch mit Astrazeneca impfen wolle, sagte
der KBV-Vize: «Die Bringschuld der Praxis ist höher, weil in einem
möglichen Prozess detailliert dargelegt werden muss, dass alle
Aufklärungs- und Beratungspflichten erfüllt wurden.» Der Chef des
Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, sagte dem RND: «Ich
würde den Kolleginnen und Kollegen raten, mit den Impfungen von unter
60-Jährigen mit diesem Impfstoff zunächst abzuwarten, bis der
Sachverhalt klarer und detaillierter vorliegt.»

Bund und Länder haben auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission
beschlossen, Astrazeneca in der Regel nur noch für Menschen ab 60
Jahre einzusetzen. Jüngere sollen sich «nach ärztlichem Ermessen und

bei individueller Risikoanalyse nach sorgfältiger Aufklärung»
weiterhin damit impfen lassen können. Hintergrund sind Fälle von
Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen.