Impfzentren müssen zu Ostern umplanen - Inzidenz weiter hoch

Die erneuten Probleme mit Astrazeneca bringen den Impfplan
durcheinander - dazu kommen Lieferprobleme des schwedisch-britischen
Herstellers. In einigen Fällen soll das Präparat aber weiter genutzt
werden.

Magdeburg (dpa/sa) - Erstmals seit mehreren Tagen ist die
Sieben-Tage-Inzidenz in Sachsen-Anhalt leicht zurückgegangen. Am
Mittwoch lag der Wert der Ansteckungen pro Woche und 100 000
Einwohner laut Robert-Koch-Institut (RKI) bei 158,3. Am Dienstag
hatte er in Sachsen-Anhalt noch bei 168,1 gelegen.

Grund zur Entwarnung ist der Rückgang jedoch nicht: Das
Gesundheitsministerium meldete am Mittwoch 730 neue Infektionen und
eine Inzidenz von 175,6. Es erfasst die Zahlen in anderen Zeiträumen
als das RKI. Da das Ministerium die Zahlen aber früher bekommt, gibt
der Wert meist den Trend für die RKI-Zahlen vor. Sieben weitere
Menschen starben zwischen Dienstag und Mittwoch in Sachsen-Anhalt
während einer Infektion.

Ein weiterer Rückschlag im Kampf gegen Corona ist die erneute
Einschränkung der Nutzung des Astrazeneca-Impfstoffs. Nach einem
entsprechenden Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern
sollen die Impfzentren in Sachsen-Anhalt das Präparat seit Mittwoch
nur noch für über 60-jährige verwenden. Grundlage für die
Entscheidung war eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission
(Stiko), die auf derzeit verfügbare Daten zum Auftreten «seltener,
aber sehr schwerer thromboembolischer Nebenwirkungen» basiere.

In Deutschland sind bisher mindestens 31 Fälle solcher Komplikationen
aufgetreten. Auch in Dessau-Roßlau wird ein Zusammenhang zwischen
einem Todesfall und dem Präparat untersucht, wie die Stadt am
Mittwoch mitteilte. Die betroffene 58-Jährige hatte am 19. März ihre
Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen.

Der Altmarkkreis Salzwedel sagte eine für Ostern geplante Impf-Aktion
für das Personal von Kitas und Schulen ab. Selbst für die weiterhin
zugelassenen Menschen könnte das Präparat erstmal knapp werden: Eine

für Donnerstag angekündigte Lieferung verschob der
schwedisch-britische Hersteller auf Samstag.

Noch nicht abschließend geklärt ist außerdem der Umgang mit unter
60-Jährigen, die bereits ihre Erstimpfung mit Astrazeneca bekommen
haben. Sie können freiwillig auch ihre Zweitimpfung mit dem Stoff
bekommen, sagte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.
Alternativ könnten die Betroffenen ein komplett neues Impfangebot
bekommen, der Bund soll dazu noch Handlungsempfehlungen erarbeiten.

Auch jüngere können sich in Sachsen-Anhalt weiterhin mit Astrazeneca
impfen lassen, wenn sie nach dem Impfplan an der Reihe sind und ein
Hausarzt in einer vorigen Beratung grünes Licht gegeben hat. In den
Impfzentren sei das aber nicht möglich, sagte die Sprecherin

Die Linke forderte, Astrazeneca verstärkt über die Hausärzte an den
Mann und die Frau zu bringen. Außerdem forderte die Partei erneut den
Einsatz des russischen Impfstoffes Sputnik V. Die FDP forderte zudem,
auch Tierärzte und medizinisches Personal der Bundeswehr für die
Impfungen einzusetzen.