Teils große Unterschiede beim Kampf gegen Corona in Europa

Kontaktbeschränkungen, testen und impfen - diese Maßnahmen sollen in
Deutschland den Weg aus der Corona-Krise leiten. Europaweit verhalten
sich die Länder im Kampf gegen die Pandemie durchaus unterschiedlich.

Berlin (dpa) - Während Bund und Länder angesichts steigender
Infektionszahlen um den Corona-Kurs ringen, stehen auch die
Nachbarstaaten in der Pandemie weiter vor Herausforderungen. Nicht
nur bei den Maßnahmen, sondern auch beim Impfen gibt es Unterschiede:
So ist mehr als die Hälfte der erwachsenen Briten bereits
erstgeimpft, während es im kleinen Bulgarien erst sechs Prozent der
Erwachsenen sind. In Deutschland haben bisher mehr als 9,4 Millionen
Menschen und damit mehr als elf Prozent der Gesamtbevölkerung
zumindest die erste Dosis erhalten.

BELGIEN: Beim Nachbarn gelten strenge Kontaktregeln - höchstens mit
einer Person aus einem fremden Haushalt darf man sich treffen.
Draußen geht das mit Maske mit bis zu vier Personen. Im ganzen Land
gilt eine nächtliche Ausgangssperre. Shoppen geht mit Termin,
Restaurants, Kneipen und Cafés sind seit Monaten geschlossen. Für
Gottesdienste gelten strenge Auflagen. Nach jüngsten Angaben der
belgischen Behörden haben fast 1,3 Millionen Menschen - rund 14
Prozent der Erwachsenen in dem kleinen Land mit rund 11,5 Millionen
Einwohnern - mindestens eine erste Impfdosis bekommen.

BULGARIEN: Ab 1. April soll die Gastronomie Außenbereiche öffnen
dürfen. Unter anderem Kinos sollen bei geringer Auslastung den
Einlass gewähren können. Hotels sind nach wie vor offen, ebenso die
Kirchen, wo wie etwa in Geschäften oder Tankstellen Maskenpflicht
gilt. Bis 31. März wurden bei einer Bevölkerung von 6,9 Millionen
Menschen insgesamt gut 460 000 Impfdosen verabreicht - rund sechs
Prozent der Erwachsenen sind damit zumindest erstgeimpft. In dem
orthodoxen Land wird das Osterfest erst am 2. Mai gefeiert.

DÄNEMARK: Dänemark ist auf dem Weg zu einer Lockerung der geltenden
Maßnahmen. Die Fußgängerzone in Kopenhagen ist bereits sehr voll,
nach Ostern dürfen die Bürger erstmals seit Monaten zum Friseur. Bald
sollen etwa Restaurants, Cafés und Kinos öffnen. Draußen dürfen sic
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derzeit maximal zehn Menschen treffen, drinnen sollten es laut
Empfehlung nicht mehr als fünf sein. Bei Gottesdiensten unter freiem
Himmel sind bis zu 50 Teilnehmer erlaubt. Im
Fünf-Millionen-Einwohnerland Dänemark haben bislang rund 730 000
Menschen mindestens eine erste Impfdosis erhalten.

ENGLAND: Vor Ostern sind in England die sehr strengen Regeln etwas
gelockert worden: So dürfen sich draußen etwa bis zu sechs Personen
treffen. Drinnen sind Treffen noch bis mindestens Mitte Mai verboten.
Obwohl unter strengen Auflagen in Präsenz erlaubt, finden die
Angebote vieler Kirchen online statt. Schottland, Wales und
Nordirland machen ihre eigenen Corona-Maßnahmen. In ganz
Großbritannien haben bereits mehr als 30 Millionen Menschen eine
erste Corona-Impfung erhalten - das entspricht mehr als der Hälfte
der Erwachsenen.

FRANKREICH: Drinnen wie draußen sind Treffen in Frankreich zu sechst
erlaubt. Landesweit gibt es abendliche Ausgangsbeschränkungen. Der
Bewegungsradius wird vom Wochenende an im ganzen Land eingeschränkt.
Zuvor waren nur Gebiete betroffen, in denen die Lage besonders
schlimm ist. Nun darf man sich zum Beispiel nur zehn Kilometer vom
Wohnort entfernen für Spaziergänge oder Sport. Alle Schulen bleiben
nach Ostern für drei Wochen dicht. Gottesdienste sind zu Ostern mit
Einschränkungen erlaubt. Inzwischen haben mehr als 8,5 Millionen
Menschen mindestens eine erste Impfung - knapp 13 Prozent der
Bevölkerung.

ITALIEN: Dem Mittelmeerland steht ein Ostern mit vielen Verboten
bevor. Die Bürger sollen möglichst zu Hause bleiben. Der strenge
Lockdown gilt bisher speziell vom 3. bis 5. April. Dann sollen die
Menschen ihr Zuhause möglichst nur für notwendige Erledigungen
verlassen. Ein nächtliches Ausgangsverbot gilt bereits. Kirchen
dürfen unter strengen Auflagen öffnen. Der Vatikan feiert
Ostergottesdienste nur mit wenigen Gläubigen. Rund 6,9 Millionen
Italiener waren bis Ende März mindestens erstimmunisiert - rund 11
Prozent der Bevölkerung von knapp 60 Millionen.

ÖSTERREICH: In Wien, im Burgenland und in Niederösterreich gilt ein
Lockdown von Gründonnerstag bis zum 10. April. Bis auf Ausnahmen wie
für den Lebensmittelhandel ist in Geschäften nur noch die
Warenabholung möglich. Museen und Zoos schließen, dazu kommen
Ausgangsbeschränkungen. Gottesdienste sind hier unter Einhaltung
strenger Regeln erlaubt. Für sechs der Bundesländer gibt es wiederum
keine Verschärfungen. In Österreich haben bisher 1,57 Millionen von
knapp 9 Millionen Einwohnern zumindest eine erste Impfung erhalten.

NIEDERLANDE: Auch über Ostern ist Shoppen nur mit Termin und Besuche
nur von einer Person pro Tag erlaubt. Unter anderem Kinos und
Gaststätten sind geschlossen. Religionsgemeinschaften sind im Prinzip
vom Versammlungsverbot ausgenommen - die Begrenzung der Personenzahl
wird aber empfohlen. Die Impfkampagne läuft schleppend: Rund 1,7
Millionen Menschen des 17-Millionen-Einwohner-Lands haben mindestens
eine Dosis bekommen.

POLEN: Eine Woche vor Ostern wurden die Corona-Restriktionen noch mal
verschärft. Bis zum 9. April sind Möbelgeschäfte und Baumärkte
geschlossen, ebenso Friseursalons und Kosmetikstudios. Hotels und
Kinos sind ohnehin zu, der Betrieb von Einkaufszentren ist stark
eingeschränkt. Gottesdienste sind unter Auflagen möglich: Erlaubt ist
ein Besucher pro 20 Quadratmeter. Knapp 4 Millionen der rund 38
Millionen Einwohner haben eine erste Corona-Impfung bekommen.

SCHWEDEN: Restaurants und Cafés werden auch an Ostern um 20.30 Uhr
schließen müssen, Zusammenkünfte mit mehr als acht Personen sind
tabu. Daran wird sich wohl auch so schnell nichts ändern: Die
Neuinfektionszahlen in Schweden sind hoch und steigen weiter an.
Damit Ostern die Zahlen nicht noch weiter in die Höhe treibt, wird
vielerorts in Schweden vor Familienfeiern gewarnt. In dem
Zehn-Millionen-Einwohnerland haben bisher mehr als 1,1 Millionen
Bürger mindestens eine Impfdosis erhalten.

SCHWEIZ: Trotz steigender Zahlen sind die Regeln in der Schweiz
locker. Beispielsweise das Kanton Tessin erwartet einen
Besucheransturm, deshalb gilt dort in einige Gemeinden Maskenpflicht.
Hotels sind offen, Ferienwohnungen verzeichnen hohe Buchungszahlen.
Museen, Zoos und Geschäfte sind vielerorts geöffnet, nur Restaurants
warten noch auf eine Betriebsbewilligung. In Innenräumen dürfen sich
bis zu zehn Personen treffen, draußen 15. Ostermessen sind erlaubt,
in der Regel mit maximal 50 Leuten, die Maske tragen und Abstand
halten müssen. Bis 28. März wurden knapp 1,5 Millionen Impfdosen
verabreicht, gut eine halbe Million Menschen waren vollständig
geimpft. Die Schweiz hat 8,6 Millionen Einwohner.

SPANIEN: Die Regionen des Landes sind bis zum 9. April untereinander
abgeriegelt, aus dem Ausland darf man weiter einreisen. Treffen
dürfen sich höchstens sechs Personen im Freien oder vier Personen des
eigenen Haushalts in geschlossenen Räumen. Es gelten nächtliche
Ausgangssperren mit teils unterschiedlichen Zeiten. Jede Region hat
zudem weitere Regelungen. Eine Mund-Nasen-Bedeckung muss außerhalb
der eigenen Wohnung getragen werden, auch wenn der Sicherheitsabstand
zu Fremden gewahrt bleibt. Die Regel war zunächst von Medien so
interpretiert worden, dass auch beim Sonnenbaden Mund- und
Nasenschutz getragen werden muss. Das ist aber nicht der Fall, die
Zentralregierung räumte eine ungenaue Formulierung ein. Etwa 16,5
Prozent der über 46 Millionen Einwohner hat mindestens eine Dosis
eines Corona-Impfstoffs erhalten.

TSCHECHIEN: Auch zu Ostern dürfen Menschen den Wohnbezirk -
vergleichbar mit einem Landkreis - nur mit Ausnahme verlassen.
Besuche bei Verwandten sind ausdrücklich verboten. Die Zahl der
Gottesdienst-Teilnehmer ist auf zehn Prozent der Sitzplatz-Kapazität
begrenzt. Gesang ist untersagt. Bisher wurden in Tschechien mit
seinen 10,7 Millionen Einwohnern rund 1,6 Millionen
Impfstoff-Einzeldosen verabreicht. Nach Angaben der
EU-Gesundheitsagentur ECDC haben bisher 4,1 Prozent aller Erwachsenen
beide Impfstoff-Dosen erhalten (Stand 21. März).