Astrazeneca wird umverteilt - Kurzfristig Impftermine für Ältere

Kehrtwende beim Impfstoff von Astrazeneca: Nun können Berliner
zwischen 60 und 70 schneller als erwartet zu einem Termin kommen.
Aber auch für Jüngere ist das Vakzin nicht völlig tabu.

Berlin (dpa/bb) - Der Impfstoff von Astrazeneca soll nach dem Stopp
für jüngere Berliner kein Ladenhüter bleiben. Ab sofort stehe er der

Altersgruppe von 60 bis 70 Jahren zur Verfügung, wenn sie bisher noch
keine Einladung erhalten haben - zum Beispiel wegen einer chronischen
Erkrankung, teilte die Senatsverwaltung für Gesundheit am Mittwoch
mit. Das betreffe rund 300 000 Berlinerinnen und Berliner.

Menschen zwischen 60 und 70 könnten Termine ab Donnerstag
ausschließlich telefonisch bei der Impfhotline unter der Nummer 030
90282200 erhalten. Dafür ist eine E-Mailadresse oder eine Handynummer
erforderlich. Die Termine können für den 2.-6. April im Impfzentrum
Tegel oder vom 2.-11. April im Impfzentrum Tempelhof gebucht werden.
Außer Astrazeneca steht für die Altersgruppe bei diesem Buchungsweg
kein anderer Impfstoff zur Verfügung.

Menschen unter 60 müssen jedoch nur im Impfzentren auf Astrazeneca
verzichten. Nach ärztlichem Ermessen, individueller Risikoanalyse und
sorgfältiger Aufklärung bleibt eine Impfung in Arztpraxen laut
Verwaltung auch weiter möglich - bislang im Modellprojekt. Diese
Praxen dürfen ab sofort auch ihre 60- bis 70-jährigen Patientinnen
und Patienten mit Astrazeneca impfen.

Bereits vergebene Buchungscodes für abgesagte Erstimpfungen für
Jüngere mit Astrazeneca in den Impfzentren bleiben weiter gültig. Sie
können für einen anderen Impfstoff genutzt werden, hieß es. Einzige
Ausnahme sei das Personal an weiterführenden und beruflichen Schulen.
Aus Fairnessgründen gegenüber chronisch Kranken und älteren Menschen

sollen sie bis zu einem neuen öffentlichen Aufruf bitte mit Buchungen
warten, hieß es.

Für Zweitimpfungen mit Astrazeneca sind in Berlin nach Angaben der
Gesundheitsverwaltung vor Mitte April ohnehin noch keine Termine
vergeben. Denn zwischen den beiden Spritzen liegen 12 Wochen.
Grundsätzlich könnten - aber nur nach ärztlicher Beratung - auch
Zweitimpfungen mit Astrazeneca erfolgen, teilte die Verwaltung weiter
mit.

Im Verlauf des April rechne das Paul-Ehrlich-Institut darüber hinaus
mit Daten über die Wirksamkeit kombinierter Impfstoffe. Es könnte
dann zum Beispiel eventuell möglich werden, für die Zweitimpfung
Biontech zu nehmen, obwohl für die Erstimpfung Astrazeneca genutzt
wurde.

Rein immunologisch ist dieses Verfahren aus Sicht von Virologen
unproblematisch. Denn alle Impfstoffe beruhten auf dem gleichen
Impfantigen. Für Kombinationen gibt es in Deutschland bisher aber
noch keine Zulassung. Damit sind auch Haftungsfragen verbunden.

In der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) war am Dienstag der
Beschluss gefasst worden, den Impfstoff von Astrazeneca in der Regel
nicht mehr an Menschen unter 60 Jahren zu geben. Berlin hatte das
bereits kurz zuvor gestoppt. Grund sind Prüfungen, ob dieser
Impfstoff bei Menschen unter 60 Jahren das Risiko von bisher sehr
seltenen Hirnvenen-Thrombosen im Zusammenhang mit der Immunisierung
fördert.