Sachsen setzt Impfungen trotz Astrazeneca-Einschränkungen fort

Die geplanten Impftermine in Sachsen werden trotz der Beschränkungen
für den Astrazeneca-Wirkstoff eingehalten. Allerdings bleiben noch
einige Fragen offen.

Dresden (dpa) - Die Corona-Schutzimpfungen gehen in Sachsen trotz der
neuen Einschränkungen für das Präparat von Astrazeneca an den
Osterfeiertagen weiter. «Jeder, der einen Impftermin hat, kann den
auch nutzen», sagte Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) am
Mittwoch in Dresden. Ab Donnerstag (1.4.) soll in den Impfzentren das
Vakzin von Biontech zum Einsatz kommen. Es sei «sehr bedauerlich»,
dass es noch einmal eine Veränderung bei dem Einsatz von Astrazeneca
gebe, sagte Köpping. Erst Mitte März waren Impfungen damit nach einer
mehrtägigen Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen.

Bund und Länder waren am Dienstagabend der Empfehlung der Ständigen
Impfkommission (Stiko) gefolgt, Astrazeneca in der Regel nur noch für
Menschen ab 60 Jahren einzusetzen. Jüngere können sich nach
Rücksprache mit dem Arzt und auf eigenes Risiko weiterhin damit
impfen lassen. Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen)
in Hirnvenen.

Wie es mit den unter 60-Jährigen weitergeht, die sich bereits einmal
mit Astrazeneca haben impfen lassen, ist vorerst unklar. Man habe
Druck gemacht, dass die Impfkommission bis Mitte April eine Antwort
gibt, sagte Köpping. In den 111 Hausarztpraxen im Vogtland und den 39
Modellpraxen können über 60-Jährige weiterhin mit Astrazeneca geimpft

werden; für Jüngere sollen die Praxen mit anderen Impfstoffen wie
etwa Biontech beliefert werden. «Das werden wir gut durchmischen.»

Der Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz sieht auch vor, dass
Bundesländer bereits jetzt auch 60- bis 69-Jährige mit Astrazeneca
impfen können. Das werde in den nächsten Tagen freigegeben und in den
Impfzentren umgesetzt, kündigte die Ministerin an. Trotz allem sei
der Impfstoff von Astrazeneca bisher in Sachsen gut angenommen
worden. Köpping geht mit Blick auf die aktuelle Entwicklung davon
aus, dass künftig mehr Beratung und Aufklärung nötig ist.

Wie es mit den neuen Terminen für die Erstimpfungen nach Ostern
weitergeht, ist nach Angaben des Deutschen Roten Kreuzes (DRK)
vorerst unklar. «Wir fahren auf Sicht», sagte DRK-Sprecher Kai
Kranich auf Anfrage. Abhängig ist die weitere Entwicklung von den
gelieferten Mengen an Impfstoff.

Köpping verwies darauf, dass ab Mitte April mit dem Impfstoff von
Johnson & Johnson ein weiteres Präparat zur Verfügung stehe. Zudem
soll Sachsen im April mehr als 700 000 Impfdosen bekommen - mehr als
bisher in Sachsen insgesamt verabreicht wurde (rund 641 000 Dosen).

Unterdessen hat Volkswagen sein gerade erst begonnenes Modellprojekt
zur Impfung von Mitarbeitern in Zwickau wieder ausgesetzt. Man warte
jetzt auf weitere Instruktionen des DRK, teilte ein Sprecher am
Mittwoch mit. Das Projekt ist an das Impfzentrum in Zwickau
angedockt. VW hatte als eines der ersten Industrieunternehmen in
Deutschland angefangen, sich über Betriebsärzte an der Impfkampagne
zu beteiligen. Es standen zunächst 300 Dosen Astrazeneca-Wirkstoff
für eine Erstimpfung bereit.

Unterdessen ist die Corona-Inzidenz in Sachsen erneut leicht
gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) bezifferte den Wochenwert
der Neuansteckungen je 100 000 Einwohner binnen einer Woche am
Mittwoch mit 182,3. Am Dienstag hatte die Inzidenz noch bei 193,4
gelegen und am Tag davor bei 200,4. Bundesweit betrug der Wert am
Mittwoch 132,3. Sachsen hat nach Thüringen weiterhin die zweithöchste
Neuansteckungsrate aller Bundesländer.