Nächtliche Ausgangsbeschränkung in Hamburg schon über Ostern

Statt am Osterfeuer zu sitzen sollen die Hamburger die kommenden
Nächte zu Hause bleiben. Wer sich ohne triftigen Grund nach 21.00 Uhr
draußen aufhält, könnte Ärger bekommen. Bürgermeister Tschentsche
r
hofft, dass die Ausgangsbeschränkung das Coronavirus ausbremst.

Hamburg (dpa) - Zur Eindämmung der Corona-Pandemie hat der Hamburger
Senat eine nächtliche Ausgangsbeschränkung beschlossen. Ab Karfreitag
werde es zwischen 21.00 Uhr abends und 5.00 Uhr morgens nicht erlaubt
sein, die Wohnung ohne triftigen Grund zu verlassen. «Wir müssen
jetzt eine deutliche Bremsung hinbekommen», sagte Bürgermeister Peter
Tschentscher (SPD) am Mittwoch. Die Lebensmittelläden müssen
ebenfalls bereits um 21.00 Uhr schließen. Lieferdienste dürfen aber
auch danach noch Essen ausliefern.

Nach Ostern werden die Kitas wieder in den erweiterten Notbetrieb
gehen, das heißt, die Eltern sollen ihre Kinder nur noch in die Kita
bringen, wenn eine andere Betreuung nicht möglich ist. An Schulen
wird für Schüler und Lehrer eine Testpflicht eingeführt. Bisher waren

die Schnelltests, die mehrmals in der Woche durchgeführt wurden,
freiwillig.

In Unternehmen soll die Maskenpflicht verschärft werden. Sobald mehr
als ein Mensch in einem Raum arbeitet, müssen medizinische Masken
getragen werden. Tschentscher appellierte an die Unternehmen,
Schnelltests bei den Mitarbeitern durchzuführen. Sollten freiwillige
Selbstverpflichtungen nicht ausreichen und der Bund keine
entsprechende Regelung treffen, werde Hamburg auch eigene Maßnahmen
ergreifen, sagte er. Die neue Eindämmungsverordnung gilt vorerst bis
zum 18. April.

Am 22. März hatten die Ministerpräsidenten mit Kanzlerin Angela
Merkel beschlossen, dass in Gebieten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz
von mehr als 100 Neuinfektionen je 100 000 Einwohner
Ausgangsbeschränkungen erlassen werden können. Der Hamburger Senat
hatte von dieser Möglichkeit zunächst keinen Gebrauch gemacht, auch
nicht in der seit Montag geltenden Verordnung.

Regional wurden in Deutschland schon häufiger Ausgangsbeschränkungen
eingeführt. Erst am Dienstag beschloss Brandenburg dies für
Landkreise mit einer Inzidenz über 100. Auch in der
rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt Mainz gilt ab Gründonnerstag
eine nächtliche Ausgangsbeschränkung. Anfang Februar hatte der
Verwaltungsgerichtshof Mannheim eine landesweite Ausgangssperre in
Baden-Württemberg gekippt.

Die Hamburger Sieben-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen
pro 100 000 Einwohner binnen sieben Tagen, kletterte am Mittwoch von
153,7 auf 163,7. Die Zahl der nachgewiesenen Corona-Infektionen
erhöhte sich um 590 Fälle, wie die Gesundheitsbehörde mitteilte. Das

war der größte Zuwachs an einem Tag seit dem 5. Januar.

Die Zahl der in Hamburg an oder mit Corona gestorbenen Menschen gab
das Robert Koch-Institut (RKI) mit 1378 an - 6 mehr als am Vortag.
Damit meldete das RKI für den Monat März insgesamt 108 neue
Corona-Todesfälle - ein vergleichsweise deutlicher Rückgang: Im
Februar waren es 199, im Januar noch 439.

288 Covid-19-Erkrankte wurden mit Stand Dienstag in Hamburger
Krankenhäusern behandelt. Das waren 3 mehr als am Montag. Auf den
Intensivstationen lagen 94 Patienten, 2 mehr als am Montag. Anfang
Januar, zum Höhepunkt der zweiten Welle, hatten mehr als 600
Corona-Patienten in den Hamburger Krankenhäusern gelegen, davon bis
zu 117 auf Intensivstationen.