Hessen setzt Impfungen für unter 60-Jährige mit Astrazeneca aus

Hessen reagiert auf die neuerlichen Einschränkungen beim
Corona-Impfstoff von Astrazeneca. Das Land verspricht, keinen
Impftermin abzusagen.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen hat die Corona-Impfungen für unter
60-Jährige mit dem Wirkstoff von Astrazeneca ausgesetzt. Das Land
folge damit der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) des
Robert Koch-Instituts (RKI), teilte Ministerpräsident Volker Bouffier
(CDU) am Mittwoch in Wiesbaden mit. Die davon betroffenen rund 12 500
Bürgerinnen und Bürger mit Impfterminen in den 28 hessischen
Impfzentren würden stattdessen Vakzine der Firmen Biontech oder
Moderna erhalten. «Der Wechsel erfolgt unkompliziert und
unbürokratisch vor Ort in den Impfzentren.»

Der Impfstoff von Astrazeneca soll nach einem Beschluss der
Gesundheitsminister von Bund und Ländern fortan in der Regel nur noch
für Personen ab 60 Jahren eingesetzt werden. Zuvor hatte die Stiko
eine solche Altersbeschränkung für Astrazeneca empfohlen. Hintergrund
sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen im zeitlichen
Zusammenhang mit Impfungen.

Von den 208 000 Hessinnen und Hessen, die bereits eine Erstimpfung
mit Astrazeneca erhalten haben, seien mehr als die Hälfte jünger als
60 Jahre, erklärte die Landesregierung. Ihre Termine für die
Zweitimpfungen sollen in den Monat Mai verschoben werden. Nach
Stiko-Angaben soll bis Ende April 2021 geprüft werden, ob unter
60-Jährige grundsätzlich ihre Zweitimpfung mit dem Vakzin erhalten
können. Die Frist zwischen Erst- und Zweitimpfung betrage maximal
zwölf Wochen.

Bouffier erneuerte seinen Appell an die Menschen, sich impfen zu
lassen. «Wenn ich an der Reihe bin und mir Astrazeneca angeboten
wird, werde ich das Angebot annehmen», erklärte er. Der Nutzen
überwiege die Risiken bei Weitem, denn der Wirkstoff schütze
zuverlässig vor einem schweren oder gar tödlichen Krankheitsverlauf.

Unter 60-Jährige, die einen Impftermin mit Astrazeneca hatten, seien
in den Impfzentren schon am Mittwoch mit Biontech oder Moderna
geimpft worden, erläuterte Innenminister Peter Beuth (CDU). Dafür
greife das Land auch auf Rücklagen zurück, die es mit diesen
Impfstoffen - wie vom Bund vorgegeben - gebildet habe. Hessen hat den
Angaben zufolge bisher gut 290 000 Dosen des Herstellers Astrazeneca
erhalten, rund 208 000 Dosen wurden bis einschließlich Dienstag
gespritzt.

Limitierender Faktor beim Impfen sei nach wie vor der Mangel an
Impfstoff, erklärte Beuth. Die Versorgung solle jedoch in den
nächsten Wochen deutlich besser werden. Der Minister ging davon aus,
dass Hessen die zweite Millionen-Marke sehr viel schneller schaffen
werde, als die erste Million verabreichter Impfdosen. Bei der
Impf-Reihenfolge bleibe es bei den bisherigen Priorisierungsgruppen.
Im Registrierungssystem seien derzeit rund 650 000 Menschen vermerkt,
die noch keinen Termin haben.

Im Kampf gegen das Virus wurden dem RKI zufolge bis einschließlich
Dienstag (Stand Mittwoch 8.00 Uhr) in Hessen 1 025 435 Impfdosen
verabreicht.