Studie: 800 Millionen Euro weniger Kirchensteuer durch Corona

Köln (dpa) - Durch die Corona-Krise haben die Kirchen einer Studie
zufolge im vergangenen Jahr 800 Millionen Euro weniger Kirchensteuer
eingenommen. Das entspreche einem Minus von sechs Prozent, teilte das
Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Mittwoch in Köln mit. Die
katholische und die evangelische Kirche bekamen 2020 demnach 11,9
Milliarden Euro an Kirchensteuer.

Der Grund für die Reduzierung sind die niedrigeren Einnahmen des
Bundes durch die Lohn- und Einkommensteuer aufgrund des durch Corona
ausgelösten Einbruchs der Wirtschaft. Dementsprechend brachen auch
die Kirchensteuereinnahmen ein. Der Rückgang wiege für die Kirchen
schwer, da sie nicht so einfach wie der Staat an günstige Kredite
kommen könnten, sondern nun ihre Rücklagen anbrechen müssten,
erläuterte der IW-Steuerexperte Tobias Hentze.

Auch langfristig stünden die Kirchen unter Druck: In den vergangenen
20 Jahren sei die Zahl der Mitglieder um ein Fünftel auf rund 43
Millionen Menschen gesunken. Auch der demografische Wandel belaste
die Kirchen. Die geburtenstarken Jahrgänge gingen in den nächsten
Jahren in Rente und zahlten weniger Steuern. Wie bei der
Einkommenssteuer müssten also weniger Menschen den Steuerbedarf
decken.

«Die Kirche steht in den kommenden Jahrzehnten vor einer großen
Herausforderung», sagte Hentze. «Sie muss einen Weg finden, ihre
Einnahmen trotz des demografischen Wandels und sinkender
Mitgliederzahlen zu sichern und gleichzeitig ihre Ausgaben kritisch
überprüfen.»