Impfstoffstreit: Österreich soll Druck erhöht haben - Wien dementiert

Brüssel (dpa) - Der Streit der EU-Staaten um die knappen
Corona-Impfstoffe ist noch nicht gelöst. Österreich habe gedroht,
eine Bestellung von 100 Millionen Dosen Impfstoff von Biontech/Pfizer
zu blockieren, wenn es nicht zusätzliche Mengen bekomme, meldete das
Portal «Politico» am Dienstag. Ein EU-Diplomat bestätigte der
Deutschen Presse-Agentur diese Drohung. Allerdings dementierte die
Regierung in Wien umgehend: «Der Politico-Bericht fußt auf
Falschinformationen», hieß es aus dem Bundeskanzleramt. «Wir
unterstützen den portugiesischen Ratsvorsitz bei der Suche nach einer
raschen Lösung.»

Österreich und fünf weitere Länder beklagen, dass die Impfstoffe
unter den 27 EU-Staaten ungerecht verteilt seien. Grundsätzlich läuft
die Aufteilung nach Bevölkerungsstärke. Will jedoch ein Land seinen
Anteil nicht oder nicht ganz, können andere EU-Staaten die Mengen
aufkaufen. Einige Regierungen setzten besonders auf Astrazeneca und
sind nun wegen Lieferproblemen im Hintertreffen. Österreich bestellte
weniger von Johnson & Johnson als ihm zugestanden hätte und
befürchtet deshalb Lücken.

Mit zehn Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer sollen einige Löcher
im zweiten Quartal gestopft werden. Dabei handelt es sich um eine
vorgezogene Lieferung aus einem Kontingent von 100 Millionen Dosen,
auf die die EU eine Option hat und die eigentlich erst in der zweiten
Jahreshälfte kommen sollten. Nun geht es darum, die Vertragsoption zu
aktivieren und das vorgezogene Kontingent zu verteilen. Über
letzteres wird in der EU aber seit Wochen gestritten. Am Mittwoch
suchen die EU-Botschafter erneut eine Lösung. Die portugiesische
Ratspräsidentschaft bereite einen Vorschlag vor, hieß es.

Neben Österreich hoffen Bulgarien, Kroatien, Lettland, Slowenien und
Tschechien auf zusätzliche Impfdosen. Gemeinsam mit diesen Ländern
hoffe Österreich bei der Aufteilung der zehn Millionen Dosen auf eine
rasche Lösung, «damit wir beim Vertrag über die zusätzlichen 100
Millionen Pfizer-Dosen rasch handeln können», erklärte ein
Regierungsvertreter in Wien.