Brandenburg stoppt Astrazeneca-Impfungen für unter 60-Jährige

In Brandenburg werden Astrazeneca-Impfungen für Menschen unter 60
Jahren vorerst ausgesetzt. Am Mittwoch soll über die weitere
Impfstrategie beraten werden. Die Termine dieser Woche stehen jedoch,
versichert der Innenminister.

Potsdam (dpa/bb) - Die Corona-Impftermine in dieser Woche sind nach
Angaben des Innenministeriums trotz der neuen Einschränkungen im
Zusammenhang mit dem Vakzin von Astrazeneca gesichert. Für alle unter
60-Jährigen mit Termin für eine Erstimpfung mit Astrazeneca werde
kurzfristig der Impfstoff von Biontech als Ersatz zur Verfügung
gestellt, sagte Innenminister Michael Stübgen (CDU) der Deutschen
Presse-Agentur am Abend. Lösungen für vereinbarte Termine in der
kommenden Woche würden morgen geklärt. Es gelte weiterhin, dass kein
Wahlrecht beim Impfstoff besteht.

Brandenburg hatte die Impfungen mit dem Impfstoff von Astrazeneca für
Menschen unter 60 Jahren am Dienstag vorerst ausgesetzt. Am Abend
beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern dann, dass
das Präparat ab diesem Mittwoch in der Regel nur noch für Menschen ab
60 Jahren eingesetzt werden solle. Unter 60-Jährige sollen sich «nach
ärztlichem Ermessen und bei individueller Risikoanalyse nach
sorgfältiger Aufklärung» weiterhin damit impfen lassen können.
Hintergrund sind Fälle von Blutgerinnseln (Thrombosen) in Hirnvenen.
Erst Mitte März waren Astrazeneca-Impfungen nach einer mehrtägigen
Impfpause und neuen Überprüfungen wieder angelaufen.

Stübgen hatte sich zuvor bereits für einheitliche Entscheidungen zum
Umgang mit dem Impfstoff ausgesprochen. «Ziel ist, dass wir einen
einheitlichen klaren Umgang, auch Bewertung der möglichen Risiken von
Astrazeneca dann haben und auch wissen, wie wir ab Mittwoch mit den
Impfungen weiter fortfahren können», sagte er.

Brandenburg will beim Impfen gegen das Coronavirus trotzdem weiter
aufs Tempo drücken. Bei Erstimpfungen liegt das Land im bundesweiten
Vergleich im vorderen Mittelfeld, bei den Zweitimpfungen dagegen
weiter hinten. «Wir wären in der Lage gewesen, in der nächsten Woche

ungefähr 120 000 Impfungen durchzuführen», betonte Stübgen. Knapp d
ie
Hälfte davon wären allerdings Astrazeneca-Impfungen gewesen, vor
allem in Impfzentren und Krankenhäusern werde damit geimpft. Mobile
Impfteams, die auch über 80-Jährige aufsuchten, seien nicht
betroffen, sie verwendeten andere Impfstoffe. Auch bis zu 1500
niedergelassene Ärzte, die in einem landesweiten Modellprojekt
Impfungen durchführen, sollten in der kommenden Woche
Astrazeneca-Impfdosen erhalten.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt eine Corona-Impfung mit
Astrazeneca nur noch für Menschen über 60 Jahren, wie die
Expertengruppe am Dienstagabend mitgeteilt hatte. Zur Zweitimpfung
von Menschen, die bereits die erste Dosis Astrazeneca erhalten haben,
will die Stiko bis Ende April eine Empfehlung abgeben.

In Deutschland sind bislang 31 Fälle einer Sinusvenenthrombose nach
Impfung mit dem Impfstoff von Astrazeneca bekannt, wie das
Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am Dienstag berichtete. Bis Montagmittag
(29.3.) waren dem Institut 31 Fälle gemeldet worden, in 19 Fällen
wurde zusätzlich eine Thrombozytopenie angezeigt. In neun Fällen war
der Ausgang tödlich, wie das für die Sicherheit von Impfstoffen
zuständige Institut in Langen berichtete.

Mit Ausnahme von zwei Fällen betrafen laut PEI alle Meldungen Frauen
im Alter von 20 bis 63 Jahren. Die beiden Männer waren 36 und 57
Jahre alt. Laut dem Impfquoten-Monitoring des Robert-Koch-Instituts
wurden bis einschließlich Montag 2,7 Millionen Erstdosen und 767
Zweitdosen von Astrazeneca gespritzt.