Pilotprojekt in Zwickau: VW-Betriebsärzte impfen gegen Corona

In Deutschland gibt es etwa 12 000 Betriebsärzte, die der
Corona-Impfkampagne zusätzlichen Schub geben könnten. Darauf dringen
viele Firmen und Fachverbände. In Zwickau ist dazu ein Modellprojekt
gestartet.

Zwickau (dpa) - Beim Autobauer Volkswagen in Zwickau werden erste
Mitarbeiter gegen Corona geimpft. Damit ist er eines der ersten
Industrieunternehmen in Deutschland, bei denen Betriebsärzte an der
Impfkampagne beteiligt sind. Laut VW, Deutschem Roten Kreuz (DRK) und
Sachsens Gesundheitsministerium handelt es sich um ein Modellprojekt.
Den Angaben nach stehen vorerst 300 Dosen für die Erstimpfung bereit.
Dabei werde strikt nach der geltenden Priorisierung vorgegangen,
betonte der Geschäftsführer Personal von VW Sachsen, Dirk Coers, am
Dienstag. «Es gibt keine Sonderkriterien.»

Fachverbände und Unternehmen fordern schon länger, die rund 12 000
Betriebsärzte in Deutschland in die Impfkampagne einzubinden. «Wenn
man in die Fläche gehen will, müssen die Priorisierungen weg und
genug Impfstoff da sein», sagte der Hauptgeschäftsführer der
Deutschen Gesellschaft für Arbeits- und Umweltmedizin, Thomas
Nesseler, der Deutschen Presse-Agentur. Zudem seien die
Abrechnungsmodalitäten zu klären. Es sei derzeit frühestens Ende
April oder Anfang Mai mit einer flächendeckenden Einbindung von
Betriebsärzten in die Impfkampagne zu rechnen.

Ähnlich äußerte sich der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte
.
Sie gehe fest davon aus, dass künftig die Betriebsärzte in die
Impfkampagne einbezogen würden - vor allem für die niedergelassenen
Kollegen müssten die Abrechnungsfragen geklärt sein, sagte
Vizepräsidentin Anette Wahl-Wachendorf. Nach wie vor sei die
Verfügbarkeit des Impfstoffes ein Nadelöhr.

«Eine flächendeckende Einbindung von Betriebsärzten ist derzeit noch

nicht möglich», betonte das Gesundheitsministerium in Dresden auf
Anfrage. «Aber mit diesem Test lassen sich wertvolle Erfahrungen
sammeln», hieß es mit Blick auf das Projekt bei Volkswagen.

Dort werden vorerst nur Mitarbeiter geimpft, die zur zweiten
Priorisierungsgruppe gehören, also bestimmte chronische Erkrankungen
haben, sowie Beschäftigte aus dem Vogtlandkreis. Dort dürfen wegen
der hohen Inzidenz bereits alle Erwachsenen geimpft werden. Laut
Coers arbeiten in dem Zwickauer Werk gut 600 Menschen aus dieser
Region.

Vorteile für die Mitarbeiter seien der kurze Weg und der
unkomplizierte Zugang zur Impfung. Gesamtbetriebsratschef Jens Rothe
betonte, dass die Impfungen absolut freiwillig seien. Das Projekt
helfe, die Impfzentren zu entlasten und die Impfkampagne zu
beschleunigen. Volkswagen Sachsen beschäftigt in Zwickau nach eigenen
Angaben rund 8500 Menschen, im Freistaat insgesamt etwa 11 000.

Geimpft wird in einem Gesundheitszentrum im Werk selbst und in einem
Impfmobil, das künftig auch an den anderen Standorten Chemnitz,
Dresden und St. Egidien (Landkreis Zwickau) unterwegs sein soll. Laut
DRK-Sprecher Kai Kranich wird in Sachsen bald viel mehr Impfstoff zur
Verfügung stehen. Daher sei das Ziel, die Impfinfrastruktur zu
erweitern. Auch dazu diene dieses Projekt.

Ein weiterer Vorteil ist laut Kranich, dass VW sein medizinisches
Personal und das Impfmobil auch außerhalb seines Werks für Einsätze
in Westsachsen zur Verfügung stelle. Das Ganze sei angedockt ans
Impfzentrum Zwickau. Auch andere Unternehmen in Sachsen wie
Globalfoundries und BMW haben angekündigt, sich auf das
betriebsinterne Impfen vorzubereiten.