«Einkauf nur mit Test» stellt Handel vor Probleme

Berlin (dpa) - Viele Kommunen wollen eine harten Lockdown vermeiden,
indem sie die Möglichkeit zum Einkauf von einem aktuellen Corona-Test
abhängig machen. Im Handel sorgen die Pläne jedoch für
Verunsicherung. Der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbands HDE,
Stefan Genth, sagte der Deutschen Presse-Agentur am Montag in Berlin:
«Grundsätzlich ist es gut, dass die Politik Maßnahmen sucht, die
nicht mehr nur in Richtung eines tumben, völligen Lockdowns mit der
Schließung des gesamten Nicht-Lebensmittelhandels gehen.» Die
Lösungen müssten aber in der Praxis umsetzbar sein.

«Wir müssen aufpassen, dass nicht über eine faktisch unmögliche
Testregelung für viele Händler eine in ihren Auswirkungen einem
Lockdown ähnliche Situation entsteht», warnte Genth. Zum einen müsse

vorher sichergestellt sein, dass die Testkapazitäten in den
Testcentern ausreichend und auch schnell verfügbar seien. Zum anderen
stelle sich die Frage, wer die Tests beim Einkauf auf ihre Echtheit
überprüfen solle. «Die Einzelhändler wären dabei sicherlich perso
nell
und fachlich meistens überfordert», warnte er.

Allen Beteiligten müsse klar sein, dass die Händler mit einer solchen
Lösung nie an einigermaßen normale Umsätze herankommen würden.
Staatliche Hilfsprogramme blieben also weiter zwingend notwendig.

Der Sprecher des Handelsverbandes Textil, Axel Augustin, sagte: «Im
Moment ist schwierig abzuschätzen, was das bringt.» Der Umsatz werde
dadurch im Vergleich zu der zuletzt häufig praktizierten Öffnung mit
Termin eher abnehmen. «Als Verbraucher würde ich mich einmal in der
Woche testen lassen und dann einkaufen gehen», sagte Augustin.

Deutschlands größte Buchhandelskette Thalia kündigte an: «Wir wol
len
die Buchhandlungen für Kundinnen und Kunden mit negativem
Testergebnis in jedem Fall offen halten und werden die Einhaltung
entsprechend kontrollieren.» Das Unternehmen appellierte gleichzeitig
an die Politik, die Testkapazitäten auszubauen und Tempo beim Impfen
zu machen.

Deutschlands größter Elektronikhändler MediaMarktSaturn betonte, er
begrüße jegliche politischen Konzepte, die ein sicheres Einkaufen in
seinen Märkten auch bei hohen Inzidenzen weiter ermöglichten.
«Aktuell beobachten wir, welche weiteren Vorgaben Bund, Länder und
Kommunen in den kommenden Wochen in Bezug auf mögliche Öffnungen im
Einzelhandel planen. Dies schließt auch den Ansatz mit ein, das
Einkaufen mit einem aktuellen, negativen Corona-Test zu ermöglichen.»

Deutschlands größte Parfümeriekette Douglas verwies darauf, dass im
Moment noch viele Details zu den künftig geltenden Reglungen ungewiss
seien und ließ sein weiteres Vorgehen offen: «Wir prüfen das.»