Oberbürgermeister kritisiert Corona-Protestaktion mit Kinderschuhen

Radeberg (dpa/sn) - Der Radeberger Oberbürgermeister Gerhard Lemm
(SPD) hat die Verwendung von Kinderschuhen bei Protesten gegen die
Corona-Maßnahmen scharf kritisiert. «Die leeren Kinderschuhe sind ein
Symbol für den hunderttausendfachen Kindermord in den
Vernichtungslagern der Nazis. Dies auch nur symbolisch mit den
coronabedingten aktuellen Einschränkungen gleichzusetzen, ist absolut
nicht in Ordnung», schrieb er am Sonntag auf seiner Facebook-Seite.
Solche Geschichtsvergessenheit erfülle ihn mit Abscheu und auch mit
Scham. Über den Facebook-Post hatte am Montag zuerst die «Sächsische

Zeitung» berichtet.

Lemm kündigte am Montag auf Nachfrage an, auch den sächsischen
Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) über seinen Unmut für
dieser Aktion zu informieren. «Vielen ist vielleicht nicht klar,
welche Symbolik sich dahinter verbirgt. Das macht es aber nicht
besser. Die Organisatoren der Proteste haben das ganz bewusst
benutzt», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Für seinen
Facebook-Eintrag habe er bisher viel Zuspruch erhalten, aber auch
Reaktionen von «Hardcore»-Rechten. Er sei keineswegs gegen
Demonstrationen und halte auch Frust über manche Corona-Maßnahmen für

berechtigt. Die Aktion mit den Kinderschuhen sei es aber nicht.

In den vergangenen Tagen hatten Menschen aus Protest gegen die
drohende oder die erneute Schließung von Schulen in der Corona-
Pandemie Kinderschuhe vor die Rathäuser gestellt. Lemm ließ die
Schuhe inzwischen wieder abräumen und ins Fundbüro schaffen: «Das
sind jetzt Fundsachen. Sie können wieder abgeholt werden.»