Forderungen nach Lockdown und neuer Bund-Länder-Runde werden laut

Kommt die nächste Bund-Länder-Runde früher als erwartet? Nur wenige
Tage nach der letzten Schalte werden nicht nur Rufe nach einem
scharfen Lockdown lauter - sondern auch nach einem neuen
Corona-Gipfel. Doch nicht alle Länder scheinen diesen Weg mitzugehen.

Berlin (dpa) - Nur wenige Tage nach der letzten Bund-Länder-Runde
scheint sich die Stimmung zu drehen. Die Forderungen nach einem
harten Lockdown und nach einem neuen Corona-Gipfel werden lauter.
Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne)
stellte für Anfang der Woche weitere Gespräche zwischen Bund und
Ländern über einen harten Lockdown in Aussicht.

«Erstmal überlegen wir alle solche Sachen», sagte Kretschmann am
Samstagabend in Stuttgart. «Wir müssen das auch mit anderen Ländern
vorbesprechen, mit dem Bundeskanzleramt. Wir sehen halt, die Zahlen
rasen förmlich hoch.» Bei den Gesprächen am Montag und Dienstag müs
se
man «zu Klarheit kommen». Ob die nächste Konferenz der
Ministerpräsidenten, die im April geplant ist, vorgezogen werden
muss, sagte der Grüne nicht. Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl
Lauterbach hatte einen raschen neuen Corona-Gipfel gefordert.

Währenddessen steigt die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland weiter.
Zuletzt lag der Wert der Corona-Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
binnen einer Woche laut Robert Koch-Institut (RKI) bei 129,7, wie aus
Zahlen vom Sonntagmorgen hervorgeht. Damit ist der Wert ähnlich hoch
wie seit dem 19. Januar (131,5) nicht mehr. Die Daten geben den Stand
des RKI-Dashboards von 7.35 Uhr wieder, nachträgliche Änderungen oder
Ergänzungen des RKI sind möglich. Am Samstag hatte das RKI die
Inzidenz noch mit 124,9 angegeben, am Freitag mit 119,1. Der Wert ist
eine wichtige Kennzahl zum Pandemieverlauf.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI innerhalb eines
Tages 17 176 Fälle, tags zuvor waren es 20 472 neue
Corona-Infektionen. Innerhalb von 24 Stunden wurden zuletzt 90
Todesfälle verzeichnet. Vor genau einer Woche wurden 13 733
Neuinfektionen und 99 Todesfälle innerhalb eines Tages gemeldet.
Sonntags sind die vom RKI gemeldeten Fallzahlen meist niedriger,
unter anderem weil am Wochenende weniger getestet wird.

Das Land Berlin will in der Corona-Pandemie aber einen neuen Weg
einschlagen, um trotz wieder steigender Infektionszahlen aus dem
Kreislauf aus Öffnen und Schließen herauszukommen. Deshalb bleiben
einerseits vorsichtige Lockerungen etwa in Handel und Kultur
bestehen, werden aber durch neue und verschärfte Regeln vor allem im
Hinblick auf das Testen ergänzt. Die sogenannte Notbremse kommt damit
nicht in der Form zum Tragen, wie sie Bund und Länder beschlossen
hatten. In Mecklenburg-Vorpommern wurden die Corona-Maßnahmen jedoch
teilweise verschärft. In Regionen mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von
mehr als 100 sind künftig nächtliche Ausgangsbeschränkungen möglich
.

Der Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf sprach sich in der «Bild am
Sonntag» klar für einen harten Lockdown aus. Es müsse endlich
aufhören, dass jede Kommune ihren eigenen Sonderweg gehen könne. «Es

wäre mir lieber, wenn wir noch mal zehn Tage bundesweit in einen
harten Lockdown gehen und danach überall öffnen können, anstatt übe
r
Monate keine klaren Strukturen zu haben.» Wolf kritisierte die
Ministerpräsidentenrunde deutlich: «Ihre Beschlüsse gehen seit
Monaten völlig an den Bedürfnissen und Wünschen der Menschen und
Betriebe vorbei.»

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sprach sich ebenfalls für ein
härteres Vorgehen aus. «Wenn jetzt parallel zum Impfen die
Infektionszahlen wieder rasant steigen, wächst die Gefahr, dass die
nächste Virus-Mutation immun wird gegen den Impfstoff», sagte er der
«Bild am Sonntag». Im Falle einer solchen Mutation «stünden wir
wieder mit leeren Händen da», so Braun weiter. Dann bräuchte es neue

Impfstoffe. Er forderte unter anderem regionale
Ausgangsbeschränkungen.