Neue Corona-Verordnung gilt ab Montag - Alkoholverbot eingeschränkt

Die dritte Corona-Welle hat Hamburg erfasst. Die Verlängerung des
Lockdowns bringt dennoch eine kleine Lockerung für Menschen im
Freien. Wie schon bei der geplanten Osterruhe stößt eine staatliche
Maßnahme an rechtliche Grenzen.

Hamburg (dpa/lno) - Aufgrund eines Gerichtsurteils hebt Hamburg das
flächendeckende Verbot von Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit auf.
Die neue Corona-Verordnung, die am Montag in Kraft trete, werde das
Trinkverbot zeitlich und auf bestimmte Orte beschränken, teilte eine
Senatssprecherin mit. Ansonsten ändert der Senat nur wenig an der
seit 20. März geltenden «Notbremse». Die strenge Kontaktbeschränkun
g,
wonach die Angehörigen eines Haushalts nur eine weitere Person
treffen dürfen, bleibt in Kraft. Auch die meisten Geschäfte bleiben
geschlossen, sofern sie nicht Güter des täglichen Bedarfs, Bücher
oder Blumen verkaufen.

Die Maskenpflicht wird ab Montag auch für Mitfahrer in Autos gelten,
aber nicht für den Fahrer selbst. Wenn die Insassen zum selben
Haushalt gehören, sind sie von der Pflicht befreit. Eine
Mund-Nase-Bedeckung ist weiter an zahlreichen belebten Orten im
Freien vorgeschrieben. Ursprünglich sollte die Verordnung, mit der
der Lockdown bis zum 18. April verlängert wird, bereits ab Sonnabend
gelten. Nun lässt der Senat zunächst seine alte Verfügung auslaufen.


Damit bleibt das Mitte Dezember erklärte Alkoholverbot über das
Wochenende in Kraft. Erst ab Montag soll es nur noch in Parks, auf
Straßen und Plätzen gelten, wo es nach Erkenntnissen der Polizei zu
Menschenansammlungen mit gemeinschaftlichem Alkoholkonsum komme. Als
Beispiel nannte die Senatssprecherin den Sternschanzen- und den
Jenischpark sowie den Hans-Albers-Platz an der Reeperbahn und den
Ballindamm an der Binnenalster.

Nach der Rücknahme der geplanten fünftägigen Osterruhe richteten
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und der Präses der
Handelskammer, Norbert Aust, einen gemeinsamen Appell an die
Wirtschaft. Sie riefen die Unternehmen auf, ihren Mitarbeitern am
Gründonnerstag etwa durch den Abbau von Überstunden freizugeben oder
ihnen Arbeit im Home-Office zu ermöglichen.

«Wir stehen am Beginn einer starken dritten Welle, die schnell zu
einer Überlastung unseres Gesundheitswesens führen kann», warnte
Tschentscher. Es komme darauf an, Kontakte so weit wie möglich zu
reduzieren und die Mobilität einzuschränken. «Ich bitte alle
Hamburger Unternehmen, dies zu unterstützen und eine mehrtägige
Osterpause zu ermöglichen», sagte der Bürgermeister. Aust erklärte:

«Es ist alles andere als zufriedenstellend, aber angesichts der
exponentiell steigenden Infektionszahlen bleiben uns derzeit kaum
andere Optionen, als Kontakte noch konsequenter zu vermeiden.»

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen blieb am Freitag mit 543 Fällen
auf einem hohen Niveau. Am Vortag waren 549 neue Fälle gemeldet
worden, so viele wie seit dem 6. Januar nicht mehr. Die
Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000
Einwohner binnen sieben Tagen - erhöhte sich nach Angaben der
Hamburger Gesundheitsbehörde von 128,6 auf 136,1. Das Robert
Koch-Institut gab die Hamburger Inzidenz am Freitag mit 108,4 an, den
deutschlandweiten Wert mit 119.

In den Krankenhäusern der Hansestadt wurden nach Behördenangaben mit
Stand Donnerstag 252 Patienten behandelt, einer weniger als am
Mittwoch. 86 Covid-19-Kranke lagen auf Intensivstationen, genauso
viele wie am Vortag. Die Zahl der Menschen, die in Hamburg an oder
mit dem Coronavirus gestorben sind, erhöhte sich laut RKI um 5 auf
1369.

An der ersten Runde von Corona-Schnelltests an Hamburger Schulen
haben in der vergangenen Woche 84 Prozent der anwesenden Schüler
teilgenommen. «Die Beteiligungsquote von 84 Prozent ist erfreulich
hoch», erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Ziel sei aber, dass
sich deutlich über 90 Prozent aller Schüler zweimal pro Woche testen
ließen. Rabe ergänzte: «Wir werden aber nicht zögern, die Tests
verpflichtend vorzuschreiben, wenn die Beteiligung hinter unseren
Erwartungen zurückbleibt.»