Steinmeier gegen Resignation in Corona-Krise - «Verstehe den Frust»

Berlin (dpa) - Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat angesichts
der nicht enden wollenden Corona-Pandemie Verständnis für wachsende
Unzufriedenheit gezeigt, aber zugleich zu Zuversicht aufgerufen. «Ich
verstehe den Frust», sagte er am Freitag in Berlin. «Ja, der Tunnel
ist länger, als wir gedacht und gehofft haben. Aber gerade jetzt im
Angesicht der dritten Welle ist nicht die Zeit für Resignation,
Verzweiflung oder Abrechnung.» Steinmeier äußerte sich bei der
Verleihung von Bundesverdienstkreuzen im Schloss Bellevue an fünf
Frauen und einen Mann, die sich in der Corona-Pandemie ehrenamtlich
engagiert haben.

Die vergangenen Monate hätten viel Verunsicherung mit sich gebracht,
«große Sorgen, Frust und Unmut, auch das Gefühl von Ohnmacht», sagt
e
der Bundespräsident. Alle seien corona-müde. Die allermeisten
Menschen hätten viel Geduld gezeigt. «Wir haben Verständnis gezeigt
für Dinge, die nicht so gut liefen. Wir hatten gehofft, dass auf die
erste Viruswelle keine zweite folgt. Und wir hatten gehofft, dass uns
eine dritte Welle erspart bliebe.» Es sei anders gekommen - «und
unser Vorrat an Geduld schwindet».

Alle hätten darauf vertraut, dass die Einschränkungen und
Hygienemaßnahmen das Virus bändigen könnten, dass der Impfstoff
schneller komme und die Warteschleife in der Impfhotline kürzer sei,
sagte Steinmeier. «Doch wir scheinen uns im Kreis zu drehen, bewegen
uns von einem Lockdown in seine Verlängerung. Jeder Fehler, jedes
Versäumnis wiegt schwer. Enttäuschung, Gereiztheit, Misstrauen
breiten sich aus. Und auch das Gefühl, dass Geduld und Disziplin
nicht belohnt werden.»

Steinmeier rief aber dazu auf, die Geduld nicht zu verlieren. «Der
Kampf gegen das Coronavirus ist ein Marathonlauf, das letzte Drittel
ist der härteste Teil der Strecke. Auf diesem Abschnitt dürfen wir
nicht den Mut, nicht die Zuversicht, auch nicht das Selbstvertrauen
verlieren», sagte er. «Wir wissen, was getan werden muss, um ins Ziel
zu gelangen: Wir müssen impfen, schneller und umfassender als bisher,
mit allen Mitteln, die wir haben, und mit mehr Pragmatismus als
bisher.»