Kretschmann sieht nach Wegfall der Osterruhe «Riesen-Handlungsdruck»

Stuttgart (dpa/lsw) - Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried
Kretschmann sieht nach dem Rückzieher bei der Osterruhe einen
«Riesen-Handlungsdruck», mit anderen Mitteln die stark steigenden
Corona-Infektionszahlen unter Kontrolle zu bekommen. «Jetzt ist die
Osterruhe weggefallen, aber es ist ja dafür noch gar kein Ersatz da»,
sagte der Grünen-Politiker am Donnerstag in Stuttgart. Er müsse sich
nun wirklich «den Kopf zerbrechen», was bis Ostern geschehen solle
und was danach. Es gehe darum zu entscheiden, ob man mit einer groß
angelegten Teststrategie perspektivisch lockern könne oder «ob wir
tatsächlich monatelang im Lockdown bleiben».

Mittlerweile liege die 7-Tage-Inzidenz landesweit bei über 100. «Dann
ist das Land ja bald flächendeckend unter der Notbremse», sagte der
Regierungschef. Derzeit liegt etwa die Hälfte aller Stadt- und
Landkreise über der Zahl von 100 Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner
in einer Woche. Bleiben die Werte drei Tage lang über diesem
Grenzwert, müssen die Kreise Öffnungen etwa von Geschäften wieder
rückgängig machen.

Kretschmann sagte, in einem ersten Schritt müsse die Landesregierung
jetzt dafür sorgen, «dass die Notbremse auch gemacht und durchgesetzt
wird». Dann müsse man sich anschauen, wie das Modellprojekt in
Tübingen laufe, bei dem mit massenhaften Tests mehr Öffnungsschritte
ausprobiert werden. «Dann können wir nochmal gucken, was wir mit dem
Erfahrungshintergrund machen können», sagte der Grüne.

In Tübingen können Menschen an neun Teststationen kostenlose Tests
machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Damit kann man in Läden, zum
Friseur oder auch in Theater und Museen. Eine Reihe von Kommunen im
Land würden gern einen ähnlichen Weg einschlagen wie die
Universitätsstadt.

Der Regierungschef erklärte zudem, man müsse sich dringend überlegen,

wie es nach Ostern mit den Schulen weitergehe. Am Mittwoch hatte er
im Landtag angekündigt, das Ziel sei, dass alle Kinder und
Jugendlichen nach den Osterferien zumindest im Wechsel wieder in ihre
Schulen dürften. Am Donnerstag sagte er: «Da müssen wir nochmal
gucken, was können wir inzidenzunabhängiger mit Teststrategien
erreichen.» Die Entscheidung sei nicht einfach, weil die Mutanten
auch bei jungen Menschen viel ansteckender seien als das
ursprüngliche Coronavirus. «Wir sind unter hohem Entscheidungsdruck.»