Brandenburg vor schärferen Regeln - Infektionszahlen steigen

Die Zahl neuer Corona-Infektionen steigt in Brandenburg, in mehr
Kreisen müssen schärfere Regeln gelten, weil die vereinbarte
Notbremse greift. Am Freitag könnte noch mehr hinzukommen - das
Kabinett berät, wie es Ostern mit Beschränkungen aussehen soll.

Potsdam (dpa/bb) - Die Brandenburger Landesregierung will vor dem
Wochenende über mögliche strengere Corona-Beschränkungen über Oster
n
entscheiden. Dann trete das Kabinett zusammen, um über die Verordnung
zu beraten, teilte Regierungssprecher Florian Engels am Donnerstag
auf Anfrage mit. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte am
Mittwoch im Landtag gesagt, dass die Rücknahme der jüngsten
Lockerungen «für die kommenden Wochen nicht ausreichen» wird. Obwohl

der Plan der erweiterten Osterruhetage zurückgenommen wurde, nannte
Woidke die Idee richtig, Mobilität und Kontakte möglichst weitgehend
einzuschränken.

Bund und Länder hatten vereinbart, dass die «Notbremse» ab einer
Sieben-Tage-Inzidenz in einem Land oder Region an drei Tagen
hintereinander über 100 bestehen bleibt. Dann soll es härtere
Maßnahmen geben wie Ausgangsbeschränkungen, verschärfte
Kontaktbeschränkungen, eine Maskenpflicht für Mitfahrer im Auto, die
nicht zum eigenen Haushalt gehören, oder eine erweiterte Pflicht zum
Corona-Schnelltest, wo der Abstand oder das Tragen von Masken nicht
leicht möglich sind. Brandenburg hatte bereits Mitte Dezember eine
Ausgangsbeschränkung von 22.00 Uhr bis 5.00 Uhr eingeführt, auch
Joggen war dann tabu. Eine längere Osterruhe hatte Kanzlerin Angela
Merkel (CDU) wieder gekippt.

Modellprojekte in den Kommunen sollen Spielräume mit Corona-Tests und
einer App zur Kontaktverfolgung ermöglichen. Brandenburg plant den
Einsatz der App Luca. Die Landeshauptstadt Potsdam bereitet sich auf
ein Modellprojekt vor, um eine sichere Öffnung von Handel und
Gaststätten zu ermöglichen. Dort soll ab Samstag (27. März) zunächs
t
Einkaufen weiter erlaubt sein - aber nur mit negativem Corona-Test
und mit einem schon vorher vereinbarten Termin. In Supermärkten,
Apotheken, Drogerien und Bäckereien sind keine Tests notwendig.

Auch Cottbus als zweitgrößte Stadt Brandenburgs will Modellkommunen
für einen Ausstieg aus dem Lockdown werden. Der Wunsch zur Teilnahme
an dem Projekt sei der Landesregierung bereits mitgeteilt worden. Sie
müsse die Spielräume in der Eindämmungsverordnung festlegen, nach
denen Kommunen modellhaft Öffnungen vornehmen können. Die Stadt plant
unter anderem eine wissenschaftliche Begleitung durch die
Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU)
sowie den Einsatz eines externen Hygieneberaters. Zudem soll die
Luca-App zur Kontaktnachverfolgung eingesetzt werden.

Die Zahl neuer Infektionen stieg so stark wie zuletzt im Januar. Die
Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 778 neue Fälle, wie
das Gesundheitsministerium mitteilte. In sieben Landkreisen und
Cottbus greifen schärfere Corona-Beschränkungen, weil die Zahl neuer
Ansteckungen pro 100 000 Einwohner in einer Woche drei Tage
hintereinander über 100 lag: in Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz,
Oberhavel, Oder-Spree, Teltow-Fläming, Spree-Neiße,
Potsdam-Mittelmark und der Stadt Cottbus. Neu ist Potsdam-Mittelmark.
Schwerpunkt bleibt der Landkreis Elbe-Elster mit 257, gefolgt von
Oberspreewald-Lausitz mit einem Wert von ebenfalls über 200.

Das Impfen kommt voran: Jeder Zehnte in Brandenburg hat eine erste
Impfung gegen das Coronavirus erhalten, wie das Innenministerium
mitteilte. Mit einem Anteil der Erstimpfungen an der Bevölkerung von
10,2 Prozent lag Brandenburg über dem Bundesdurchschnitt. Nach
Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) liegt Brandenburg bei
Zweitimpfungen aber mit Schleswig-Holstein im Ländervergleich hinten.