Studie: In Deutschland droht deutlicher Anstieg der Insolvenzen

Neuss (dpa) - In der zweiten Jahreshälfte droht in Deutschland
Wirtschaftsexperten zufolge ein deutlicher Anstieg der
Unternehmensinsolvenzen. Durch staatliche Hilfen seien in der
Corona-Crise rund 25 000 Unternehmen künstlich am Leben gehalten
worden, berichteten die Wirtschaftsauskunftei Creditreform und das
Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einer
am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Untersuchung.

«Die undifferenzierte Verteilung der Hilfsgelder und die fehlenden
Öffnungsperspektiven werden in Verbindung mit dem
andauernden Insolvenzmoratorium ab der zweiten Jahreshälfte
2021 einen signifikanten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen
zur Folge haben», sagte Patrik-Ludwig Hantzsch von Creditreform.
Betroffen seien vor allem kleine Betriebe.

Die Experten stützten sich auf die Auswertung der Bonitätsdaten von
etwa 1,5 Millionen Unternehmen. «Dabei zeigte sich, dass insbesondere
kleine, finanziell schwache Unternehmen, die unter normalen
wirtschaftlichen Umständen mit hoher Wahrscheinlichkeit in
die Insolvenz gegangen wären, ohne Perspektive auf eine erfolgreiche
Sanierung durch staatliche Hilfen am Leben gehalten wurden», sagte
Simona Murmann, eine der Autorinnen der Studie. In den besonders von
der Krise betroffenen Branchen wie der Gastronomie hätten weniger als
halb so viele Betriebe Insolvenz anmeldet, als auf Basis der Vorjahre
zu erwarten gewesen wäre. Insgesamt habe sich dadurch ein Rückstau
von 25 000 Insolvenzen gebildet.

Mit ihrer Einschätzung stehen die Experten von Creditreform und ZEW
nicht allein. Erst vor einer Woche hatte die Wirtschaftsauskunftei
Crifbürgel prognostiziert, die Zahl der Firmenpleiten könne sich in
diesem Jahr gegenüber 2020 mehr als verdoppeln. Insgesamt seien 35
500 Firmeninsolvenzen möglich. Mehr als 300 000 Unternehmen seien
aktuell in finanziellen Schwierigkeiten. Dies spiegle sich jedoch in
den Insolvenzzahlen bislang noch nicht wider.