Erste Corona-Selbsttests zugelassen - Weiter Öffnungsdebatte

Für den ersehnten Ausweg aus den massiven Corona-Beschränkungen kommt
ein weiteres Hilfsmittel dazu - Heimtests für jedermann, die bald im
Handel zu haben sein sollen. Doch die Lage bleibt angespannt.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auf neue
Corona-Selbsttests für zu Hause, um Öffnungen des monatelangen
Lockdowns abzusichern - mahnt aber trotzdem zur Vorsicht. «Wir sind
vielfach müde, pandemiemüde, das Virus ist es nicht», sagte der
CDU-Politiker am Mittwoch im Bundestag mit Blick auf ansteckendere
Mutationen des Virus. Tests könnten aber Schritt für Schritt helfen,
«ein Stück mehr Freiheit wieder zu haben».

Die ersten drei Selbsttests wurden jetzt zugelassen und sollen bald
in Apotheken und im Handel zu kaufen sein. Vor erneuten Beratungen
von Bund und Ländern in der nächsten Woche wird weiter über möglich
e
Lockerungsschritte diskutiert.

Spahn schlug eine Kombination der Testmöglichkeiten vor. «Mit mehr
Testen finden wir bisher unentdeckte Infektionen», sagte er der
Deutschen Presse-Agentur. Dabei könnten Selbsttests perspektivisch
Sicherheit in konkreten Situationen geben - etwa bevor man spontan
eine Veranstaltung besucht, sich die Haare schneiden lässt oder ins
Theater geht.

Dagegen könnten Schnelltests, die geschultes Personal abnehmen muss,
mehr Sicherheit im Alltag bringen, wenn man auch einen bestätigten
Nachweis braucht - etwa fürs Reisen oder vor Besuchen bei Großeltern.
Ein positives Ergebnis ist aber nach Angaben des Robert
Koch-Instituts (RKI) noch durch einen genaueren PCR-Test im Labor zu
bestätigen.

Drei Selbsttests für jedermann bekamen nun eine Sonderzulassung durch
das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte. Dabei müssen
Proben mit einem Abstrich im vorderen Nasenbereich genommen werden,
wie ein Sprecher erläuterte. Die Tests sollen im Handel frei zu
kaufen sein.

Spahn sagte, er sei sehr zuversichtlich, dass Woche für Woche
deutlich mehr solche Tests auf den Markt kämen. Ob und in welchem
Umfang Kaufzuschüsse infrage kommen könnten, hänge vom Preis ab. Es
mache einen Unterschied, ob ein Test zwei oder zehn Euro koste.
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) sagte, vor allem für Kitas
und Schulen seien Selbsttests ein Schlüssel für mehr Sicherheit.

Wann auch Schnelltests durch geschultes Personal auf breiter Front
als Gratis-Angebot für alle kommen, wollen Kanzlerin Angela Merkel
(CDU) und die Regierungschefs der Länder am 3. März klären. Spahn
hatte dies für 1. März angekündigt, es gibt aber noch offene Fragen.

Die Schnelltests, bei denen Proben nicht extra ins Labor müssen,
sollen etwa in Testzentren oder Apotheken gemacht werden können. Sie
werden schon jetzt in Heimen und Krankenhäusern eingesetzt.

Vor den Bund-Länder-Beratungen sprach sich die rheinland-pfälzische
Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für eine Lockerung der
Kontaktbeschränkungen aus. Es wäre sinnvoll, «wenn man wieder auf
diese etwas weitere Kontaktbeschränkung geht, die allerdings immer
noch sehr streng ist: zwei Haushalte, fünf Personen, die Kinder nicht
mitgezählt», sagte sie bei RTL/ntv. Ein Perspektivplan müsse
körpernahe Dienstleistungen, Kultur und Gastronomie umfassen.

Auch Hessen plant Lockerungsschritte. Dabei gehe es um mehr Kontakte
für eine größere Menschenzahl und das Öffnen von Geschäften, sagt
e
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

Spahn mahnte erneut zu einem vorsichtigen Vorgehen. «Wir wähnten uns
auf einem guten Weg, aber dieses Virus gibt nicht einfach auf.» Es
sei gelungen, die Dynamik der Pandemie ein ganzes Stück zu brechen.
Doch nun breiteten sich ansteckenderen Virusvarianten aus. Zudem gebe
es bei Schulen und Kitas bereits Öffnungen.

Bundesweit liegt die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner in
sieben Tagen laut Robert Koch-Institut nun bei 59,3 - etwas niedriger
als am Vortag (60,5). Der Höchststand war kurz vor Weihnachten mit
knapp 200. Bund und Länder streben ein Niveau von 50 an.
Weitergehende Öffnungen sollen bei stabil weniger als 35 möglich
sein.