RKI-Papier entwirft Szenarien für Lockerungen oder Verschärfungen

Der Rückgang der Corona-Infektionen ist zwar gestoppt - dennoch wird
vor allem über Lockerungen der Maßnahmen und die Bedingungen dafür
geredet. Die Bundesregierung ist eher vorsichtig. Nun beschreibt eine
Bundeseinrichtung Kennzahlen für verschiedene Schritte.

Berlin (dpa) - Das Robert Koch-Institut hat ein eigenes
Strategiepapier mit Stufen für verschiedene Maßnahmen in der
Corona-Pandemie vorgelegt: Es unterbreitet Vorschläge für Szenarien
zu vorsichtigen Lockerungen oder auch Verschärfungen. Die
Bundesregierung bezeichnete es am Mittwoch als wichtigen Hinweis.

Das Papier mit dem Titel «ControlCovid» (Covid kontrollieren) wurde
bereits vergangene Woche auf der Webseite veröffentlicht, war aber
zunächst von der Öffentlichkeit unbemerkt geblieben. Zuletzt
berichteten mehrere Medien darüber. In dem Papier ist unter anderem
die Rede von der «Notwendigkeit einer klaren Zielstellung und
transparenten Perspektive für die nächsten Monate». Das RKI schreibt,

das Papier solle als «Hilfestellung» verstanden werden.

Als Ziel führen die Autoren an, die Zahl schwerer Erkrankungen,
Langzeitfolgen und Todesfälle zu minimieren und eine Überlastung des
Gesundheitssystems zu vermeiden. Empfohlen wird, verschiedene
Kennzahlen wie die Sieben-Tage-Inzidenz (Fallzahlen pro 100 000
Einwohner binnen einer Woche) auf Landkreis-Ebene zu betrachten und
Lockerungen erst zu beschließen, «wenn ein überwiegender Anteil der
Landkreise Indikatoren mit Werten aufweist, die dies erlauben».
Lockerungen sollen demnach vorsichtig und langsam vorgenommen werden.

In einem komplexen vierstufigen Konzept weist das RKI exemplarische
Maßnahmen für verschiedene Lebensbereiche je nach Corona-Lage aus:
für eine Basisstufe (Inzidenz unter 10) sowie für niedriges
Infektionsgeschehen (zwischen 10 und 35), mittleres (zwischen 35 und
50) und hohes (mehr als 50). Neben der Sieben-Tage-Inzidenz koppelt
das RKI die Stufen allerdings noch an den Anteil der Covid-19-Fälle
an der Kapazität der Intensivstationen, an die Krankenhausfälle bei
Über-60-Jährigen und die Möglichkeiten beim Nachverfolgen von
Kontaktpersonen. Ein Blick auf einzelne Indikatoren sei nicht
ausreichend, bekräftigt das RKI.

Ein Beispiel: Auf der höchsten Stufe dürften Alten- und Pflegeheime
nur Einzelbesuche zulassen, auf der mittleren dürften zwei Besucher
kommen, auf der niedrigsten Stufe dann mehrere; eine Testpflicht
würde immer gelten. In einer Übersicht weist das RKI Heime als Orte
mit hohem Ansteckungsrisiko aus. In Kitas und Grundschulen wird es
als moderat angegeben, im Einzelhandel als niedrig. Zur Thema
Kita-und Schulschließungen heißt es, dies sei «gegebenenfalls bei
außergewöhnlich hohem Transmissionsgeschehen» zu prüfen.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte am Mittwoch auf eine
entsprechende Frage, in die Beratungen von Bund Ländern flössen von
allen Seiten Ideen und Vorschläge ein. Das RKI sei «natürlich immer
»
ein wichtiger Hinweisgeber. Ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) sagte, das Strategiepapier sei ein Anhaltspunkt für
regionale Lockerungen und könne in die laufende Debatte einbezogen
werden. Spahn bewerte das Papier als wichtigen Hinweis für die
Diskussion, die jetzt anstehe.

Bund und Länder wollen am 3. März über den weiteren Kurs beraten.
Eine Arbeitsgruppe berät über mögliche Öffnungsschritte.