Wann macht Brandenburg in der Corona-Krise wieder locker? Von Oliver von Riegen, dpa

Der Lockdown bröckelt in Brandenburg - aber sehr langsam. Am Montag
geht es los mit Friseuren und Gärtnereien, doch wer kommt dann?
Brandenburg hat einen Plan, aber die nächsten Öffnungen hängen an
mehreren Voraussetzungen.

Potsdam (dpa/bb) - Wenigstens der Haarschnitt beim Friseur und der
Blumenkauf in der Gärtnerei gehen ab Montag wieder in Brandenburg.
Viele Menschen sehnen sich aber auch danach, wieder in allen Läden
einkaufen zu gehen, eine Gaststätte oder ein Kino zu besuchen.
Nachdem andere Länder in den vergangenen Wochen einen Öffnungsplan
vorgelegt haben, hat auch die rot-schwarz-grüne Landesregierung von
Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) ein Stufenmodell präsentiert
.

Wann öffnen alle Läden wieder, wann Gaststätten und Cafés?

Das ist offen. Nach dem Stufenplan, den Woidke vorgestellt hat, ist
der erste Schritt mit der Öffnung von Grundschulen im
Wechselunterricht seit Montag umgesetzt. Die zweite Stufe sieht die
Öffnung der Geschäfte mit Begrenzungen und Veranstaltungen im Freien

mit beschränkter Personenzahl sowie die Öffnung von Museen vor. In
der dritten Stufe sind ein Einstieg der Gastronomie und die Öffnung
von Theatern, Konzerthäusern und Kinos vorgesehen. Die vierte Stufe
nennt den Normalbetrieb in Schulen und Kitas und die Öffnung von
Hotels, Ferienwohnungen und Schwimmbädern.

Warum steht noch kein Zeitplan fest?

Für Friseure und Gartenmärkte ist klar, dass sie am kommenden Montag
wieder öffnen. Doch die weiteren Öffnungen hängen an verschiedenen
Faktoren: Woidke verwies bei der Vorstellung des Stufenplans darauf,
dass es nicht nur um die Zahl neuer Corona-Infektionen pro 100 000
Einwohner in einer Woche gehen darf. Bund und Länder vereinbarten am
10. Februar, dass die Öffnung von Einzelhandel und Museen erst bei
einem stabilen Wert über mehrere Tage von höchstens 35 neuen
Infektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb einer Woche infrage
kommt. Woidke verwies aber auch auf die Gefahr der
Coronavirus-Varianten und den Fortschritt der Impfungen.

Hat sich die Corona-Infektionslage in Brandenburg verbessert?

Im Februar ging die tägliche Zahl neuer Ansteckungen abgesehen von
Wellenbewegungen infolge verzögerter Meldungen der Gesundheitsämter
im Trend nach unten. Doch die Zahl neuer Corona-Ansteckungen pro 100
000 Einwohner innerhalb einer Woche stagniert. Sie lag am Mittwoch
bei 63,2 wie am Dienstag - weit entfernt von 35. Sorgen bereitet
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) die Zunahme der
Virusvarianten. Die Zahl hat sich innerhalb von zwei Wochen mehr als
verfünffacht auf 273. Diese Gefahr müssen die Politiker mit
berücksichtigen.

Wie reagiert die Wirtschaft?

Die Gaststättenbranche dringt auf eine Perspektive für Lockerungen zu
Ostern. «Man kann den Gastronomen das nicht länger verwehren», sagte

der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und
Gaststättenverbandes Dehoga, Olaf Lücke. Er zeigte sich enttäuscht,
dass der Stufenplan der Landesregierung die ersten Öffnungen der
Gastronomie erst in der dritten Stufe vorsieht. Der
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg, Nils
Busch-Petersen, hatte im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) eine
Ungleichbehandlung bei der Öffnung von Läden kritisiert.

Wie gehen die Impfungen voran?

Bis Dienstag wurden rund 163 000 Corona-Impfdosen verabreicht. Beim
Anteil der rund 91 000 Erstimpfungen an der Bevölkerung belegt
Brandenburg den letzten Platz mit 3,6 Prozent. Bei Zweitimpfungen
liegt Brandenburg mit 2,9 Prozent klar über dem Bundesschnitt.
Demnächst sollen auch Lehrerinnen und Lehrer in Grundschulen sowie
Erzieherinnen und Erzieher in Kitas einen Impfschutz bekommen. «Das
Ziel ist, dass sie schnellstmöglich ihren Impfstoff bekommen», sagte
der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Gabriel Hesse. Im Gespräch
als Orte für den Schutz sind Impfzentren oder Krankenhäuser.

Was macht Nachbar Berlin?

Die Senatskanzlei hat einen Sechs-Stufen-Plan vorgelegt, der mögliche
Lockerungsschritte über Wochen oder Monate benennt. Grundlage dafür
sind Kriterien wie die Zahl neuer Infektionen pro 100 000 Einwohner
binnen einer Woche, aber unter anderem auch die Reproduktionszahl,
die angibt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt,
sowie die Kapazität bei Intensivbetten und perspektivisch die
Impfquote. Für Berlin wie Brandenburg gilt aber: Am 3. März werden
die Karten neu gemischt, wenn die Regierungschefs von Bund und
Ländern wieder beraten. Brandenburg plant laut Woidke keinen
Sonderweg: «Wir werden uns bundestreu verhalten.»