) Ghana erhält als erstes Land Corona-Impfstoff von Covax-Initiative

Im Rennen um Corona-Impfstoffe herrscht eine große Kluft zwischen den
reichen und ärmeren Ländern der Welt. Doch nun kann die
Weltgemeinschaft einen Erfolg erzielen: Das Covax-Programm hat die
erste Ladung Impfdosen an ein Entwicklungsland geliefert.

Accra (dpa) - Meilenstein im Kampf gegen die Pandemie: Als erstes
Land der Welt hat das westafrikanische Ghana Corona-Impfdosen von der
internationalen Covax-Initiative erhalten. Bei der ersten Ladung
handelt es sich um 600 000 Dosen des Astrazeneca-Wirkstoffs, wie es
in einer Mitteilung des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) vom Mittwoch
hieß. Diese Lieferung repräsentiere den Beginn der wohl größten
Beschaffungs- und Versorgungs-Initiative von Impfstoffen in der
Geschichte. «Dies ist ein monumentales Ereignis», hieß es.

Die Covax-Initiative wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO)
und der Impfallianz Gavi gegründet, um Länder mit kleinen und
mittlerem Einkommen mit Corona-Impfstoffen zu versorgen. Die
Initiative will nach eigenen Angaben in diesem Jahr knapp zwei
Milliarden Dosen liefern.

Das westafrikanische Ghana werde voraussichtlich am Dienstag mit den
Impfungen beginnen, sagte Informationsminister Kojo Oppong Nkrumah.
Als erstes werden demnach Mitarbeiter des Gesundheitswesen geimpft
sowie unter anderem Menschen über 60 Jahre, einige Justizmitarbeiter,
Lehrer und Beschäftigte in wesentlichen Diensten. Ghana mit seinen
rund 30,4 Millionen Einwohnern hat bislang rund 80 700
Corona-Infektionen verzeichnet, wie die panafrikanische
Gesundheitsbehörde Africa CDC berichtet. Als nächstes soll die
Elfenbeinküste eine Ladung Impfdosen von Covax erhalten, sagte ein
Unicef-Sprecher.

«Es ist ein wichtiger Schritt, dass die Impfungen jetzt in Afrika
starten», lobte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller die Ankunft
der ersten Impfdosen von Covax. Allerdings mahnte er, dass die
Finanzierung für Impf-Initiativen für Entwicklungsländer noch längs
t
nicht gesichert sei. «Eine Impfkampagne darf nicht am Geld scheitern
- aus humanitären Gründen, aber auch aus unserem eigenen Interesse.
Sonst kommt das Virus zurück, vielleicht noch gefährlicher.»

In Afrika ist die Corona-Pandemie bislang weitgehend glimpflicher
verlaufen als in Europa oder den USA. Das liegt zum einen an der
besonders jungen Bevölkerung - das Durchschnittsalter auf dem
Kontinent liegt bei knapp 20 Jahren, in Deutschland zum Vergleich bei
etwa 46 Jahren. Auch sind die Menschen in Afrika Experten zufolge
anderen Mikroorganismen und Parasiten ausgesetzt, was das Immunsystem
fundamental verändert. Zudem haben die meisten Regierungen Afrikas zu
Beginn der Pandemie schnell und mit harten Maßnahmen reagiert.
Allerdings ist die derzeit herrschende zweite Welle verheerender als
die erste. Laut der Africa CDC wurden bisher rund 3,8 Millionen
Corona-Fälle und etwa 102 000 Tote auf dem Kontinent verzeichnet.

Lange bestand die Sorge, dass die Staaten Afrikas - und anderen
Entwicklungsländer - im Rennen um Corona-Impfstoffe zurückgelassen
werden. Das hat sich auch zum Teil bewahrheitet: Bislang haben nur
einige vereinzelte Länder in Afrika mit dem Impfen begonnen. Und auch
mithilfe von Covax sowie der Beschaffungskommission der Afrikanischen
Union (AU) werden die ärmeren Länder den reichen Staaten der Welt
hinterherhinken: Covax wird den teilnehmenden Staaten nur genug Dosen
bieten können, um nach aktuellem Stand im ersten Halbjahr rund drei
Prozent der Bevölkerungen zu impfen. Deutschland dagegen will bis
Ende des Sommers allen Bürgern ein Impfangebot machen.