Indien: Prüfung in Kuh-Wissenschaft nach Kontroverse verschoben

Neu Delhi (dpa) - Indien hat eine Art Bildungs-Quiz über die dort als
heilig verehrten Kühe nach einer Kontroverse um bizarre Behauptungen
zu den Tieren im Lernmaterial auf unbestimmte Zeit verschoben. Dies
sagte ein Sprecher der Behörde, die zum Quiz geladen hat und die von
Premierminister Narendra Modi zum Schutz der Kühe eingesetzt worden
ist, der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch. Im Kuh-Lernmaterial
stand laut örtlichen Medien etwa, dass das Töten von Kühen Erdbeben
verursache - und dass Milch von indischen Kühen Spuren von Gold
enthalte.

Der Behördensprecher sagte, dass das Bildungs-Quiz die Idee seines
früheren Chefs gewesen sei. Doch inzwischen habe das übergeordnete
Ministerium für Tierhaltung und Milchwirtschaft eingegriffen. Die
Behörde soll laut dem Ministerium auch überhaupt kein Mandat haben,
eine solche Prüfung zu veranstalten, berichtete die Zeitung «The
Hindu». Künftige Programme der Behörde müssten den Angaben zufolge

eine «wissenschaftliche Basis» haben.

Das einstündige Online-Quiz sollte eigentlich am Donnerstag
stattfinden. Auch Ausländer sollten teilnehmen können. Für
erfolgreiche Prüfungsteilnehmer sollte es einen attraktiven
Geldbetrag geben. Auch hieß es im Januar noch in einer Mitteilung des
Ministeriums für Tierhaltung und Milchwirtschaft zum
Lernmaterial: «Dies wird alle Inder neugierig über Kühe machen und

über nicht erschlossenes Potenzial und Geschäftsmöglichkeiten
informieren (...).»

In Indien sind Kühe für die hinduistische Bevölkerungsmehrheit
heilig. Kuhmilch, Kuh-Urin und Kuhmist gelten laut traditioneller
indischer Ayurveda-Medizin als heilend. Viele Bauern setzen alte
weibliche Kühe aber aus, wenn sie keine Milch mehr geben und sich
deren Haltung finanziell nicht mehr lohnt. Zahlreiche Tiere sterben
dann im Straßenverkehr. Die amtierende indische Regierung hat Kühe
zunehmend politisiert, viel Geld für ihren Schutz und für
Kuh-Wissenschaft eingesetzt und das Töten dieser Tiere teilweise
verboten.